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Salmonellen

US-Daten vertiefen Verständnis zur Salmonella-Kontrolle im Hühnerdarm

Forscher der Virginia Tech (USA) haben erstmals detailliert nachgewiesen, wie unterschiedliche mikrobielle Gemeinschaften im Hühnerdarm das Wachstum und die Virulenz von Salmonella beeinflussen. Die Erkenntnisse bestätigen bekannte Prinzipien der Pathogen-Exklusion, liefern aber neue Einblicke in die zugrunde liegenden Mechanismen – deren Übertragbarkeit auf europäische Haltungsbedingungen noch zu prüfen ist.

von DGS Redaktion Quelle the poultrysite.com, Virginia Tech erschienen am 10.10.2025
Eine Studie von Forschern der Virginia Tech zeigt, dass die Vielfalt der Darmmikroben entscheidend zur Kontrolle von Salmonella beitragen kann – ein Mechanismus, der auch für künftige Probiotika-Ansätze interessant sein könnte. © 2024 Corona Borealis Studio/Shutterstock
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Forscher um Dr. Margie Lee von der Virginia Tech in den USA berichten auf ThePoultrySite darüber, dass eine hohe mikrobielle Vielfalt im Darm von Geflügel eine entscheidende Rolle bei der Unterdrückung von Salmonella spielen kann. In ihren Experimenten zeigte sich, dass nicht eine einzelne Bakterienart, sondern eine vielfältige Gemeinschaft aus Darmmikroorganismen dazu beiträgt, Pathogene wirksam in Schach zu halten.

Das zugrunde liegende Prinzip wird als Pathogen-Exklusion bezeichnet. Dabei verdrängen oder hemmen nützliche Mikroorganismen das Wachstum von Pathogenen – etwa durch Konkurrenz um Nährstoffe oder Anheftungsstellen im Darm oder durch die Bildung antimikrobieller Stoffwechselprodukte.

Das Experiment

In den Laborversuchen von Dr. Lee und ihrem Team wurden zwei unterschiedliche Mikrobengemeinschaften verglichen:

  • eine „permissive Gemeinschaft“, entnommen aus dem Blinddarm von 35 Tage alten Hühnern, deren Därme eine hohe Salmonella-Belastung aufwiesen und,
  • eine „exklusive Gemeinschaft“, basierend auf dem kommerziellen Produkt Aviguard, das aus den Darminhalten gesunder, erwachsener Hennen gewonnen wird und bereits als „competitive exclusion“ (Exklusionsformulierung) eingesetzt wird.

Beide Gemeinschaften wurden in einem Nährmedium kultiviert, das die Bedingungen im Blinddarm möglichst genau nachbildete. Zusätzlich wurde ein fluoreszenzmarkierter Salmonella-Stamm zugesetzt, dessen Wachstum und Genaktivität sich im Labor präzise verfolgen ließen. Eine dritte Kultur mit ausschließlich Salmonella diente als Kontrolle.

Während des Versuchs maßen die Forschenden das Wachstum der Bakterien sowie die Aktivität bestimmter Salmonella-Gene mithilfe sogenannter Reporter-Gene, die je nach Aktivität in unterschiedlichen Farben fluoreszierten. Anschließend wurde das Erbgut der Bakterien analysiert, um festzustellen, welche Gene besonders aktiv oder stillgelegt waren.

Ergebnisse: Gemeinschaft statt Einzelakteure

Die Resultate zeigten deutliche Unterschiede: In den Kulturen mit der exklusiven Mikrobengemeinschaft wuchs Salmonella deutlich weniger stark als in den permissiven Proben. Außerdem waren zahlreiche Virulenzgene, also Gene, die für die krankmachenden Eigenschaften verantwortlich sind, inaktiv. Konkret wurden 52 dieser Gene in der exklusiven Gemeinschaft unterdrückt – in der permissiven Gemeinschaft nur sieben.

Zusätzlich fanden sich in der exklusiven Gemeinschaft höhere Konzentrationen von Substanzen wie Butyrat und Indol, die bekanntermaßen entzündungshemmend wirken und das Wachstum von Pathogenen dämpfen können. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass ein Zusammenspiel verschiedener Darmbakterien Salmonella nicht nur verdrängen, sondern auch in seiner Aktivität schwächen kann.

Dr. Lee betont laut ThePoultrySite, dass es „mehr als eine oder zwei Arten braucht, um das Wachstum von Salmonella im Darm von Hühnern direkt zu kontrollieren“. Vielfalt ist also entscheidend, um ein stabiles mikrobielles Gleichgewicht zu schaffen.

Bedeutung für die Praxis

Für die Geflügelhaltung bedeutet das: Ein artenreiches Mikrobiom im Darm kann ein natürlicher Schutz vor Salmonella sein. Frühzeitig entwickelte, stabile Mikrobengemeinschaften – etwa durch Futter, Umgebung oder gezielte mikrobiologische Präparate – könnten helfen, das Risiko einer Besiedelung zu verringern.

Gleichzeitig weisen die Autorinnen und Autoren der Studie darauf hin, dass ihre Ergebnisse unter Laborkonditionen in den USA gewonnen wurden. Faktoren wie Futterzusammensetzung, Stallklima oder Hygienemanagement unterscheiden sich jedoch zwischen Ländern und Betrieben. Ob sich die Ergebnisse direkt auf europäische oder deutsche Geflügelhaltungsbedingungen übertragen lassen, muss daher erst durch Feldversuche unter Praxisbedingungen geprüft werden

Chancen und Überlegungen für die Praxis

Aus der Studie ergeben sich grundsätzlich zwei Überlegungen:

  • Förderung der mikrobialen Vielfalt im JungtierdarmEine frühzeitige Etablierung eines breiten Spektrums an nützlichen Mikroorganismen – beispielsweise durch gezielte Begleitmaßnahmen oder Mikrobenpräparate – könnte den Startvorteil für Pathogene wie Salmonella vermindern.
  • Neue Produkte zur kompetitiven ExklusionDas Ziel ist nicht mehr nur ein einzelner Probiotikumstamm, sondern ein Zusammenspiel mehrerer Arten, die sich ergänzen und zusammen Pathogene in Schach halten. Lee und ihr Team sehen hierin eine vielversprechende Strategie gegen ungünstige Darmbesiedelungen.
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