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Tierwohl und Tiergesundheit

Antibiotikaresistenzen bekämpfen: Tierfreundlichere Haltung als Ansatz

Das Ziel in der Farm-to-Fork-Strategie, den Einsatz von antimikrobiellen Wirkstoffen bis 2030 zu halbieren, ist voranzutreiben, so das Fazit einer Konferenz am 25. Juni im Europaparlament. Vor allem wird dabei auf nutztierfreundlichere Haltungsverfahren gesetzt.

von Agra Europe erschienen am 30.06.2025
Test auf Antibiotikaresistenzen in einer Petrischale. © Saiful52/Shutterstock
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Ausgerichtet wurde die Veranstaltung zu antimikrobiellen Resistenzen (AMR) am 25. Juni im EU-Parlament von den politischen Fraktionen der EVP, der sozialdemokratischen S&D, der liberalen Renew Europe (RE) sowie den Grünen/EFA. Mit am Tisch saßen auch Vertreter der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH).

Eines der drängendsten Gesundheitsprobleme

Die beigeordnete Generaldirektorin für Gesundheitssysteme der WHO, Yukiko Nakatani, bezeichnete das Thema AMR als eines der „drängendsten Gesundheitsprobleme unserer Zeit“. Über 1,3 Mio. Menschen sterben nach Darstellung der Japanerin jährlich an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen, Tendenz stark steigend. Einer der Gründe hierfür sieht Nakatani in der nachlassenden Wirksamkeit vieler Mittel. Die Lücke zwischen nachlassender Wirkung vorhandener und dem Ersatz durch neue Wirkstoffe nehme zu.

Thanawat Tiensin, stellvertretender Generaldirektor und Chefveterinär der FAO, bezeichnete die Reduktionsziele der Farm-to-Fork-Strategie zwar als starkes Signal beim Bekämpfen von AMR. Allerdings sollten die Abgeordneten Ihren Einfluss nutzen und bei der Tierhaltung alternative Haltungsformen durch Anreize stärker unterstützen. Zwar hält der Thailänder das Argument für nachvollziehbar, dass durch den weltweit steigenden Bedarf an tierischen Proteinen die Intensivtierhaltung ausgeweitet werden müsse. Er gibt allerdings zu bedenken, dass ein Ausweiten von antimikrobiellen Resistenzen die Tiergesundheit gefährden könne. In der Folge könnte die Produktion tierischer Erzeugnisse und in der Folge die Versorgungssicherheit massiv leiden.

Stärker auf Impfungen setzen

Die Leiterin des Brüsseler UNEP-Büros, Veronika Hunt Šafránková, sieht im Kampf gegen AMR ein gutes Beispiel darin, dass sogenannte grüne Politiken nicht automatisch wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit entgegenstehen müssen. Wer beklage, dass tierfreundlichere Haltungssysteme die Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährde, sollte besser bei der Lebensmittelverschwendung ansetzen.

Javier Yugueros Marcos, Abteilungsleiter für AMR und Veterinärprodukte bei der WOAH, sprach sich ebenfalls für tierfreundlichere Produktionssysteme in der Nutztierhaltung aus. Dies sei eines der nachhaltigsten Instrumente gegen die Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen. Gleichzeitig sprach sich Marcos für vermehrte Impfungen gegen mikrobielle Erkrankungen aus. Diese seien zwar in der Regel noch um einiges teurer als der Antibiotikaeinsatz; langfristig gesehen allerdings aber sehr viel wirkungsvoller.

Grüne: Antibiotika nicht zur Wachtumsförderung einsetzen

Der Grünen-Europapolitiker Martin Häusling drängt auf bessere Standards in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Rund 70 % aller global eingesetzten Antibiotika würden auf Nutztiere entfallen – häufig nicht zur Behandlung, sondern zur Wachstumsförderung in der Schweine- und Hühnermast und prophylaktisch, lautet seine Kritik. In der EU sei der Einsatz als Wachstumsförderer zwar verboten; doch auch hier liegt der Anteil am Gesamtverbrauch mit 50 % aus Sicht des langjährigen Agrarpolitikers deutlich zu hoch.

Schließlich sei vor allem der Einsatz in der „Massentierhaltung“ nach Darstellung des Abgeordneten eine der Hauptursachen für die Entstehung resistenter Keime. Häusling stellt klar: „Tiere, die artgerecht gehalten werden und auf Robustheit statt auf maximale Leistung gezüchtet sind, brauchen weniger Antibiotika. Das ist aktiver Gesundheitsschutz – auch für uns Menschen.“

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