
Brasilien: Putenfleischindustrie auf dem Weg der Erholung?
Der Exportrückgang im Jahr 2024 dürfte lediglich ein kleiner Ausreißer auf dem Weg der Erholung für Brasiliens Putenfleischverkäufe im Ausland sein, doch der Inlandsverbrauch und die Produktion gehen weiterhin zurück.
von Redaktion DGS Quelle WATTpoultry erschienen am 07.02.2025Während die brasilianische Broilerindustrie kontinuierlich weltweit größere Marktanteile gewinnt, sind zwar auch die Exporte von Putenfleisch in den letzten fünf Jahren gestiegen, die Produktion ist aber weiter zurückgegangen. Brasilien ist hier immer noch unter den Top 10 der Produzenten. Allerdings liegt es eher am unteren Ende der Rangliste, vermeldet WATTpoultry. Einst war das Land der zweitgrößte Truthahnfleischproduzent der Welt und erzeugte mit 390.000 t pro Jahr mehr als der derzeit zweitgrößte Produzent, Polen.
Der Produktionsrückgang hat sich nach dem dramatischen Rückgang im Jahr 2018 verlangsamt. Kürzlich veröffentlichte Zahlen der brasilianischen Vereinigung für tierische Proteine (ABPA) zeigen jedoch, dass 2024 kein gutes Jahr für den brasilianischen Putensektor war.
Verlust von Exportmärkten
Brasilien exportiert laut WATTpoultry über die Hälfte seiner Putenfleischproduktion. Ein größerer Exportrückgang wirkt sich also erheblich auf die Branche aus, die nur aus zwei Unternehmen nennenswerter Größe besteht.
2024 sind die Exporte laut der ABPA mengenmäßig um 8,1 % auf 64.100 t zurückgegangen, wertmäßig sogar um 23,4 %. Brasilien verkauft Putenfleisch in 79 Märkte auf der ganzen Welt, wobei 40 % seiner Exporte nach Amerika gehen. Mexiko war im vergangenen Jahr das wichtigste Zielland, doch die dortigen Verkäufe gingen um 39 % zurück. Die Verkäufe nach Peru sanken um 36 %. Die Lieferungen nach Südafrika gingen um 27 % zurück, während die Exporte in die Niederlande um 20 % zurückgingen. Ein Lichtblick war jedoch Chile, wo die Verkäufe um 56 % stiegen.
Erholung braucht Zeit
Dieser Exportrückgang steht in scharfem Kontrast zum Anstieg der Exportmengen um 17,8 % im Jahr 2023, der damals einen fünfjährigen Aufwärtstrend fortsetzte. Die Branche scheint aber, zumindest im Ausland, verlorenen Boden gutzumachen. Aber der Kontrast zu ihrer Position von vor einem Jahrzehnt bleibt stark, und für die Produktion scheint es kaum Anzeichen für eine Trendwende zu geben.
2023 erzeugte Brasilien nur noch 133.290 t Putenfleisch, 2017 dagegen noch 390.480 t. Polen dürfte mittlerweile mehr als doppelt so viel produzieren wie Brasilien derzeit.
Der dramatische Rückgang war das Ergebnis der Carne-Fraca-Untersuchungen, die einige der größten Fleischproduzenten des Landes ins Rampenlicht rückten und dazu führten, dass verschiedene Märkte ihre Einfuhren von brasilianischem Fleisch einstellten, wobei Truthahnfleisch zu den am stärksten betroffenen Fleischsorten gehörte. Die Aussetzung der Einfuhren durch die Europäische Union (EU), damals ein bedeutender Importeur von brasilianischem Truthahnfleisch, hatte besonders starke Auswirkungen.
Die Carne-Fraca-Untersuchungen führten zur Schließung und Aussetzung von Putenschlachtereien, hinzu kamen Streiks der LKW-Fahrer. Wie in anderen Ländern haben auch die brasilianischen Produzenten in den letzten Jahren mit steigenden Inputkosten und immer strengeren Vorschriften zu kämpfen gehabt.
Da auch die Preise stiegen, ging auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Putenfleisch zurück: Von 2020 bis 2023 hat er sich fast halbiert.