Neuer Branchenslogan: „Geflügel schmeckt. Made in Germany.“
Die Deutsche Geflügelwirtschaft hat eine neue Kampagne gestartet, die sich an Politik und Gesellschaft richtet. Darüber und über die Neuausrichtung der Kommunikation in der Branche spricht Amil Hota im Interview.
von Yvonne NemitzQuelle IDEGerschienen am 04.09.2024
Lieber Herr Hota, als Leiter der Kommunikation der Deutschen Geflügelwirtschaft haben Sie für die Branche eine neue Kampagne entwickelt? Wie kam es dazu?Amil Hota: Die Kampagne, mit der ich sehr glücklich bin, ist das Ergebnis einer Teamleistung. Nicht nur von unserem Team, sondern von mehr als 50 Menschen, die in den letzten Wochen daran gearbeitet haben und denen ich sehr dankbar bin.
Warum wir diese Kampagne auf die Beine gestellt haben? Geflügelfleisch ist heute in Deutschland beliebter denn je. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist seit dem Jahr 2000 um 25 % gestiegen. Diese Beliebtheit hält auch aktuell an. Die Absatzzahlen für das erste Halbjahr 2024 zeigen ebenfalls ein Wachstum. Die Gesellschaft in Deutschland bestätigt mit diesem Kauf- und Konsumverhalten, dass wir ein hochwertiges und wichtiges Lebensmittel erzeugen. Und sie bestätigt auch, dass wir dieses Lebensmittel auf die richtige Art und Weise erzeugen. Diese positiven Entwicklungen stellen das Fundament unserer neuen Kampagne dar. „Geflügel schmeckt. Made in Germany.“ zeigt echte Menschen, „normale“ Verbraucher, die sagen, „Ja, ich finde Geflügel aus Deutschland gut“. Und zwar entlang der gesellschaftspolitisch wichtigen Themen Qualität und Produktsicherheit, Nachhaltigkeit, gute Tierhaltung und Erschwinglichkeit. Spiegelt sich das auch international wider?Wenn wir auf die internationalen Märkte schauen, dann sehen wir noch deutlicher, dass Geflügelfleisch dem Zeitgeist entspricht: In Israel sind es 54 kg, die pro Kopf im Jahr verbraucht werden, in Portugal 40 kg, In Frankreich 30 kg, Skandinavien 29 kg … Wir liegen in Deutschland aktuell bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 22 kg und haben also trotz der sehr stabilen Wachstumskurve seit dem Jahr 2000 immer noch deutlich Luft nach oben.
„Geflügel schmeckt. Made in Germany.“ verbindet die steigende Beliebtheit unserer Produkte mit der Herkunft aus Deutschland. Amil Hota leitet seit Mai 2024 die Kommunikation der Informationsgemeinschaft Deutsches Geflügel (IDEG), die Teil des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft ist.
Tatsächlich gibt es immer häufiger – sowohl in den Medien als auch in der Gesellschaft – eine Differenzierung zwischen Rotfleisch und Geflügel. Wollen Sie mit dieser Kampagne diesen Trend bestärken?Nein, wir ziehen keine Vergleiche mit anderen Fleischarten aus heimischer Erzeugung. Was wir aber mit der Kampagne sehr wohl tun, ist, aus der kommunikativen Abwehrspirale der Fleischkommunikation auszubrechen. Wir sagen aus voller Überzeugung und mit Stolz, dass Geflügelfleisch aus Deutschland ein natürliches, tierisches Lebensmittel ist, dass in wörtlich jeder Hinsicht positiv ist. Es ist gut für die Gesundheit von Menschen und, laut der relevantesten Ernährungsstudie der Welt, Planetary Health Diet, ist es auch gut für den Planeten. Was ist die Botschaft der Kampagne an die Politik in Deutschland?Ernährungssicherung für Deutschland, aus Deutschland, ist die Kernbotschaft. In Zeiten globaler Unsicherheiten und diverser Re-Nationalisierungstendenzen muss die Versorgung mit wichtigen Lebensmitteln politisch höher priorisiert werden. Wir wollen gute Wettbewerbsbedingungen für unsere Mitgliedsunternehmen und für unsere Hähnchen-, Puten-, Enten- und Gänsehalter. Wir wollen Regulierung mit Augenmaß auf europäischer Ebene und ohne nationale Alleingänge. Wir wollen Wertschätzung für unsere Leistungen und Unterstützung für unsere Vorhaben. Die Geflügelfleischwirtschaft in Deutschland ist heute schon Vorreiter bei vielen wichtigen Aspekten der Erzeugung. Bei uns gelten einige der höchsten Standards weltweit. Wenn wir, wie sehr häufig im Außer-Haus-Bereich, ungekennzeichnetes Fleisch aus entfernten Ländern importieren, importieren wir häufig viel schlechtere Standards und torpedieren die Bemühungen unserer Branche. Deshalb fordern wir von der Politik, den guten Weg der Herkunftskennzeichnung für Frischfleisch im Lebensmitteleinzelhandel dringend auch auf die Speisekarten in der Gastronomie und in der Außer-Haus-Verpflegung zu erweitern. Damit der Verbraucher hier ebenso eine bewusste Entscheidung für bessere Standards treffen kann. Wie bringen Sie diese speziellen fachlichen Themen verständlich in die Breite?Wir leben in sehr komplexen Zeiten. Deshalb haben wir uns beim neuen Slogan und bei der Kampagne bewusst für eine sehr schnelle, einfache und einprägsame Botschaft entschieden. Die fachliche Tiefe unserer Branchenbotschaften findet sich sehr gut abgebildet auf www.deutsches-geflügel.de. „Geflügel schmeckt. Made in Germany.“ verbindet die steigende Beliebtheit unserer Produkte mit der Herkunft aus Deutschland. In unserer Kampagne lassen wir echte Menschen sprechen, die gleichzeitig Wähler, Käufer, normale Mitbürger sind – darunter eine Familie aus Hannover, eine junge, sportaffine Frau aus Bonn, eine Mutter aus Bayern, die Kochkurse für Kinder gibt, zwei Herren im Ruhestand und einen gestandenen und ernährungsbewussten Unternehmer aus Berlin. Sie alle verbindet die Begeisterung fürs Geflügel und alle bekennen sich in sehr persönlichen Statements zum Geflügel aus Deutschland.
Was macht die neue Kampagne so besonders, so authentisch?Wir haben mit unseren Werbeträgern einen Putenstall und einen Hähnchenstall besucht. Sie konnten dort ausführlich mit den Landwirten sprechen, wahrhaft hinter jede Tür schauen und jede Frage stellen. Und sie hatten wirklich viele Fragen, die wir in Gesprächen beantwortet und daneben auch Fakten aufgezeigt haben. Erst danach haben wir in Berlin die Inhalte der Kampagne produziert: Werbemotive und Videostatements. Alle Videos sind hundertprozentig authentisch, wir haben keine einzige Zeile geschrieben und niemandem ein Wort in den Mund gelegt. Zugegeben, es war ungewöhnlich und mit ein bisschen Unbehagen verbunden, überhaupt keine Vorgaben zu machen, was in den Statements zu sagen ist. Und es war auch ein riskantes Spiel, mit Laiendarstellern, statt mit Models und Schauspielern zu arbeiten. Uns war die Authentizität in dieser Kampagne extrem wichtig. Umso glücklicher sind wir mit den Ergebnissen.Wir haben klassische Werbemotive, auf denen jeweils einer unserer Bekenner in einem Genussmoment abgebildet ist und dazu wurden professionell Headlines und Copys in den Motiven getextet. Die Motive verweisen auf die Landingpage www.gefluegel-schmeckt.de. Die Kampagne wird in Out-of-Home, Print, Online und Radio ausgespielt. Seit dem 2. September 2024 hängen die Motive in Berlin, Hannover, München, Düsseldorf und Bonn.
Ist diese Kampagne ein Beispiel für die künftige Kommunikation der deutschen Geflügelwirtschaft?Den neuen Slogan kann ich mir sehr gut als eine langfristige Lösung für unsere Branche vorstellen. Die Kampagne an sich hat eher eine begrenzte Dauer.
Aber: Unser Arbeitsprinzip hinter dieser Kampagne lässt erkennen, wie wir künftig in der Kommunikation arbeiten werden. Die Strategie, die Idee und das Konzept für „Geflügel schmeckt. Made in Germany.“ haben wir intern entwickelt. Dann haben wir punktuell Spitzenleistungen eingekauft, zum Beispiel für Kreation oder das Fotoshooting. Wir werden künftig generell viel mehr intern machen. Dafür bauen wir die IDEG gerade aus und geben ihr erstmalig ein eigenes Erscheinungsbild.
Wir werden künftig auch stärker mit wiederkehrenden Formaten arbeiten und proaktiv Themen setzen. Wir haben sehr viel vor, bleiben Sie „dran“. Wir danken Ihnen sehr für das Gespräch