
Halbierung bis 2030 unrealistisch
Das Green-Deal-Ziel, den Nährstoffverlust in der EU bis 2030 zu halbieren, wird zumindest für Stickstoff kaum zu schaffen sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Die von der EU-Kommission geforderte Maßnahme, dafür den Mineraldüngereinsatz bis Ende des Jahrzehnts um 20 % zu reduzieren, reicht den Berechnungen der Forscher zufolge nicht aus. Sie halten individuellere Ansätze für notwendig.
von AgE Quelle AgRE erschienen am 28.08.2025Die Europäische Union muss den Einsatz von Stickstoffdüngern stärker als bislang geplant begrenzen. Andernfalls ließe sich das Ziel der Farm-to-Fork-Strategie (FtF), nämlich die Nährstoffverluste bei der Düngung bis 2030 zu halbieren, nicht erreichen. Zu diesem Ergebnis kommen jetzt Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in einer aktuellen Studie. Eine Reduzierung des mineralischen Stickstoffdüngereinsatzes um 20%, wie bislang von der EU-Kommission ins Auge gefasst, halten die UFZ-Forscher für nicht zielführend. Stattdessen plädieren sie für länderspezifisch individuelle Maßnahmen bei der Düngung. Untersucht wurden im Rahmen der UFZ-Studie auch Szenarien der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).
Selbst das ehrgeizigste FAO-Szenario, das eine EU-weite Einsparung von Mineraldünger um 43% und von Gülle um 4% vorgibt, habe den Stickstoffüberschuss bis 2030 nur um 30 bis 45% gemindert. Und das, obwohl der Einsatz moderner Technologien und Bewirtschaftungsmaßnahmen in diesem Szenario einberechnet waren.
Deutschland besonders gefordert. Immerhin könnte es den Berechnungen zufolge in Schweden, Dänemark, Lettland, Litauen und Tschechien auf dem ehrgeizigen Reduktionspfad gelingen, den Stickstoffüberschuss zu halbieren. Staaten mit einem hohen Stickstoffüberschuss wie Deutschland und die Niederlande liegen bei der Simulation dagegen deutlich unter den angestrebten 50%. Speziell für die Bundesrepublik scheint eine Halbierung der Überschüsse bis 2030 aktuell in weiter Ferne. Die Verwendung moderner Technologien und Bewirtschaftungsmaßnahmen vorausgesetzt, müsse in einem errechneten Szenario der Einsatz mineralischer Düngemittel um 20% und zusätzlich der Gülle-Einsatz um 50 % reduziert werden.
Modernisieren die Landwirte Technologien und Anbau nicht, müssten sie sogar 67 % weniger Gülle ausbringen. Laut den Wissenschaftlern brächte eine solche Reduktion aber deutliche Ertragseinbußen mit sich. Beim Einsatz moderner Technologien und Bewirtschaftungsmaßnahmen lägen diese mengenmäßig bei 17 %; bei den heutzutage gängigen Methoden bei 25 %. Es würden im Ergebnis also weniger Lebens- und Futtermittel auf der Fläche erzeugt.
Hydrosystemmodellierer Dr. Rohini Kumar vom UFZ sieht das länderspezifisch unterschiedliche Potenzial, Nährstoffüberschüsse zu verringern, in der jeweiligen Flächennutzung, der Intensität des Stickstoffeinsatzes und in den verwendeten Technologien begründet. „Deshalb bringt nach unseren Berechnungen eine einheitliche, EU-weite Reduzierung der mineralischen Düngung, wie sie in der FtF-Strategie verankert ist, nicht das gewünschte Ergebnis“, lautet sein Fazit.