
Bayerische Geflügelwirtschaft: „Wir bedienen die gesamte Bandbreite.“
Am 27. November 2024 fand die Mitgliederversammlung des Landesverbandes der Bayerischen Geflügelwirtschaft in Weichering statt. Im Rahmen der turnusmäßigen Wahlen wurde Robert Schmack als 1. Vorsitzender erneut bestätigt.
von Helga Gebendorfer erschienen am 17.12.2024Robert Schmack wird weitere fünf Jahre an der Spitze des Landesverbandes der Bayerischen Geflügelwirtschaft (LVBGW) stehen. Er wurde bei der Jahreshauptversammlung in Weichering als 1. Vorsitzender wiedergewählt. Außerdem erfolgte die Nachwahl der Ausschussmitglieder Mario Möckel, Elias Haag, Bernhard Schedl und Joachim Holz.
Verzehr von Eiern und Geflügelfleisch wächst
„Wir sind in der richtigen Branche“, stellte Robert Schmack zu Beginn fest und machte darauf aufmerksam, dass der Verzehr von Eiern und Geflügelfleisch gegen den Trend wächst und diese Produkte immer beliebter werden. Demnach stieg der Pro-Kopf-Verzehr von Geflügelfleisch seit 2000 um 25 % und auch Eier haben nach wie vor ein sehr gutes Image, sodass auch ihr Verbrauch ansteigt. „Wir haben sehr gute Produkte und wenn wir es schaffen, ein einziges Herkunftszeichen durchzusetzen, ist mir um unsere Märkte nicht bange“, meinte der Vorsitzende, der die gute Marktlage begrüßte. Egal ob Bio, Tierwohl-Produkte oder Erzeugnisse für das kleine Budget – wir bedienen die gesamte Bandbreite und wollen das auch weiterhin tun“, bekräftigte er, beklagte aber gleichzeitig die nicht enden wollende und blockierende Bürokratie.
Der Verband setze sich dafür ein, dass die Geflügelhaltung in Bayern funktioniert. „Es gibt weiterhin viel zu tun und die Herausforderungen werden nicht weniger“, betonte Schmack. Künftig wird an seiner Seite Felipe Soto stehen, der nach dem Ausscheiden von Annika Nottensteiner neuer Geschäftsführer des Verbandes ist.
Christian Schwarzer verabschiedet
Zu den Themen, die die Geflügelhalter letztes Jahr beschäftigten, zählte er zusammen mit dem scheidenden Geschäftsführer Christian Schwarzer die Schlachtbefunde in Bezug auf Verletzungen bei Puten, die EU-Lkw-Maut-Verordnung und die Geflügelpest mit einigen Ausbrüchen in Deutschland.

„Die professionellen Betriebe sind aufgefordert, sorgfältig mit Bio-Sicherheitsmaßnahmen zu arbeiten. Doch letztlich haben Sie keine Einflussmöglichkeiten auf ausgewiesene Sperrbezirke“, so der Tierarzt, der deshalb in Zeiten mit sehr hohem Eintragsrisiko für Geflügelpest bayernweite Auslaufverbote forderte. Er verabschiedete sich nach neun Jahren Geschäftsführung in den Ruhestand und wurde vom Verband gebührend verabschiedet.
TA Luft sorgt für Missmut
Vor allem die TA Luft, die die Emissionen und Grenzwerte festlegt, macht den Geflügelhaltern derzeit das Leben schwer. Momentan ist der Luftwäscher der einzige Stand der Technik, was für viele Betriebe aus Kostengründen das wirtschaftliche Aus bedeutet. „Wir haben andere Verfahren in der Prüfung, die Emissionen dort verhindern, wo sie entstehen und deutlich kostengünstiger sind. Die Strategie der Geflügelwirtschaft: wir müssen es schaffen, dass eine Reihe von Betrieben davon profitieren können“, so Felipe Soto, der die vielversprechenden Versuche mit einer neuen Einstreu anführte. „Sie könnte dazu führen, dass sich Abluft- und Reinigungsanlagen erübrigen.“

„Ordentliche Nachfrage und gute Preise“
„Mit dem Markt können wir eigentlich zufrieden sein – ordentliche Nachfrage und gute Preise“, verkündete Michael Häsch, stellvertretend für die Legehennenhalter. Auch die auskömmlichen Futterkosten sorgen für vernünftige Erlöse. Doch im Gegenzug sah Häsch eine Reihe von Problemen auf die Geflügelhalter zukommen: mögliche Seuchenzüge, Unsicherheit vor Zöllen mit Marktverwerfungen sowie noch mehr Gesetze und Verordnungen.
Ein zufriedenstellendes wirtschaftliches Ergebnis konstatierte Christian Högl für die Hähnchenmäster. „Die Mast läuft in ruhigen Gewässern ab, aber auch wir leiden unter dem Verwaltungsaufwand und gesundheitlichen Herausforderungen“, erklärte er und war überzeugt, dass die Mäster ihr Tagwerk stemmen können, wenn keine großartigen Auflagen auf sie zukommen. „Wir brauchen ein ausreichendes Einkommen, damit wir investieren können“, erklärte er und hoffte auf ein gutes Jahr 2025.
Ruhiges Jahr bei den Enten, turbulent bei den Puten
„Hinter uns liegt ein relativ ruhiges Jahr“, verkündete Enten-Vertreter Markus Huber. Solange das Ausland wegen der Vogelgrippe nicht lieferfähig war, war deutsche Ware sehr gefragt und auch die Preise stimmten. Doch dann drückten die ausländischen Produkte auf den Markt und die Situation verschlechterte sich. Inzwischen erfüllt die Konkurrenz auch die ITW-Standards. „Insgesamt läuft es, aber es wird hinsichtlich der Kosten spannend bleiben“, lautete sein Fazit.
Auf ein turbulentes Jahr in der Putenhaltung schaute Leonhard Moser zurück. Aufgrund der meldewürdigen Schlachtbefunde fielen 20 Prozent der Betriebe in einen Anfangsverdacht tierschutzrechtlicher Vergehen. „Es kann nicht sein, dass dieses Thema vollständig auf die Tierhalter abgewälzt wird. Auch Transport und Schlachthöfe müssen einbezogen und es muss erst das Verursacherprinzip geklärt werden“, forderte er. Der Absatz läuft bei einem sehr guten Markt. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 70 bis 75 Prozent.
„Mittlerweile steckt die Straußenhaltung komplett in der Krise“, informierte Susanne Engelhard. Immer mehr Betriebe hören auf, wofür neben dem Generationswechsel vor allem die sehr hohen bürokratischen Hürden verantwortlich sind. Außerdem ist deutlich zu spüren, dass die Verbraucher sparen, sodass der Fleischabsatz zurückgeht. „Wenn es so weiter geht, werden wir bald kein Sondergeflügel mehr haben“., war sie überzeugt.

Sachverstand statt unnötige Regularien
Die Grußworte des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) überbrachte der neue Präsident Hans-Peter Goldnick. „Wir erzeugen tolle Produkte und werden uns für die Anliegen unserer Mitglieder einsetzen“, lautete seine Botschaft. Er bedauerte die Regularien durch die Politik, die den Betrieben das Leben schwer macht. „Wir werden uns in die Schlacht werfen und versuchen, Sachverstand auf diese Ebene zu bringen.“
„Die Betriebe tun gut daran, sich auf die EU-Taxonomie vorzubereiten, denn in den nächsten Jahren wird es immer wichtiger werden, hinsichtlich Kreditwürdigkeit die Nachhaltigkeit des Betriebes gegenüber den Banken nachzuweisen“, teilte Robert Högl von der Volksbank Raiffeisenbank Bayern mit. Er empfahl den Zuhörern, rechtzeitig auf ihre Hausbank zuzugehen, sich zu informieren und einen offenen Austausch über die vorhandenen und auch geplanten Maßnahmen zu pflegen.
Ammoniak effektiv reduzieren – zwei Möglichkeiten vorgestellt
Nachfolgend standen Erkenntnisse zur TA Luft im Vordergrund. So berichtete Hähnchenmäster Josef Höckmeier über seine Alltagserfahrungen mit der Luftreinigungseinrichtung. „Die Anlage funktioniert gut bis sehr gut und wir sind damit zufrieden“, lautete sein Fazit. Der Luftwäscher ist etwa seit drei Jahren eingebaut und seitdem wurden über 20 Durchgänge betrieben. Im Stall ist zwar dessen Betrieb nicht zu spüren, doch im Außenbereich sind die Emissionen dadurch erheblich reduziert. Die hohen Kosten von jährlich über 40.000 € beeinträchtigen die Wirtschaftlichkeit des Stalles erheblich. Daniel Tepper, Grillo-Werke AG, stellte zudem mit dem neu entwickelten ImproBed eine innovative und nachhaltige Einstreulösung zur Ammoniakreduktion vor, die eine Alternative zu den Anforderungen der TA Luft darstellt.
Neue Arbeitsgruppen vorgestellt
Nach Auskunft von Dr. Stephanie Dorandt von der ZDG-Geschäftsstelle ist die Einrichtung der beiden Arbeitsgruppen TA Luft „Legehennen“ und „Masthähnchen“ ein Gewinn für die ZDG-Mitglieder. Hier werden Informationen und Entwicklungen von Mitgliederbasis, Länder- und Bundeseben ausgetauscht und eine gemeinsame Vorgehensweise besprochen, vorbereitet und umgesetzt. Die Branche hat sich auf diese Weise bei Behörden und Ministerien konzertiert Gehör verschafft. „Das Ziel, alternative Minderungsverfahren zum Einbau einer Abluftreinigungsanlage in die Auslegungs- bzw. Vollzugsfragen der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz LAI zubekommen, ist zwar noch nicht gelungen, aber wir arbeiten weiter gemeinsam daran.“