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Tiergesundheit

Antibiotikaeinsatz: Probiotika hatten keinen Einfluss

Die Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz „Antibiotikaminimierung in der Geflügelhaltung“ wurden Ende April in Bonn präsentiert.

von Annegret Keulen, freie Agrarjournalistin, Bonn erschienen am 26.04.2024
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Diese Geflügelhalterinnen und -halter berichteten von ihren Erfahrungen im Projekt: v.l.n.r.: Antje Beese, Bio-Putenhalterin aus Zieslübbe, MV; Thomas Strauß, Legehennenhalter aus Geiselhöring, BY; Peter Vollmers, Hähnchenmäster aus Stade, NS; Henning Meyer, Putenhalter aus Hoyerhagen, NS.
Diese Geflügelhalterinnen und -halter berichteten von ihren Erfahrungen im Projekt: v.l.n.r.: Antje Beese, Bio-Putenhalterin aus Zieslübbe, MV; Thomas Strauß, Legehennenhalter aus Geiselhöring, BY; Peter Vollmers, Hähnchenmäster aus Stade, NS; Henning Meyer, Putenhalter aus Hoyerhagen, NS. © Annegret Keulen

Am MuD Tierschutzprojekt „Antibiotikaminimierung in der Geflügelhaltung: Alternative Prophylaxemaßnahmen (AntiMin-Pro)“ beteiligten sich bundesweit insgesamt 13 Geflügelhalter, darunter Hähnchenmäster, Putenmäster sowie Legehennenhalter. Auch Bio-Betriebe waren darunter.

Schwachstellenanalyse als Grundlage

Zu Beginn der zweieinhalbjährigen Projektlaufzeit erfolgte in jedem Praxisbetrieb eine Schwachstellenanalyse, auf deren Grundlage die Projektbeteiligten entschieden, welche Prophylaxemaßnahmen in dem jeweiligen Betrieb zum Einsatz kommen sollten. Dies waren zum Beispiel Aromazusätze, Probiotika oder Huminsäuren, welche die Tierhalter entweder über das Futter oder das Tränkwasser verabreichten, oder aber Präparate, wie Pflanzenkohle, Tonminerale oder effektive Mikroorganismen, die sie in die Einstreu oder Stallumgebung einbrachten.

Kein Einfluss auf den Antibiotikaeinsatz…

Das erhoffte Ziel, den Antibiotikaeinsatz in den Betrieben zu senken, konnte zwar mit den eingesetzten alternativen Prophylaxemaßnahmen nicht erreicht werden, allerdings verbesserten sich, je nach Betrieb und Geflügelart, verschiedene Gesundheitsparameter, wie etwa der Zustand von Fersenhöckern und Fußballen, der Verschmutzungsgrad der Tiere, oder der Verwurf am Schlachthof. Dies kann sich wiederum auch positiv auf das wirtschaftliche Ergebnis eines Durchgangs auswirken.

…aber auf Gesundheit und Wohlbefinden

Je nach Merkmal, Tierart und Betrieb waren die Unterschiede zwischen den Tieren mit und ohne Prophylaxemaßnahmen nur in der Tendenz zu erkennen, teilweise gab es aber auch signifikante Unterschiede. Die Prophylaxemaßnahmen verbesserten demnach die Tiergesundheit und damit gleichzeitig auch das Tierwohl. Entsprechend positiv bewerteten auch die beteiligten Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter die durchgeführten Prophylaxemaßnahmen: Henning Meyer, Putenhalter aus dem niedersächsischen Hoyerhagen sieht den Vorteil der Prophylaxemaßnahmen darin, dass sie seine Puten gesundheitlich stabilisieren, so dass die Tiere mit belastenden Umweltfaktoren besser zurechtkommen. Weitere Geflügelhalter berichteten davon, dass in ihren Betrieben zum Beispiel der Einsatz von Oreganoöl mit dazu beigetragen habe, den Kokzidien- und Spulwurmbefall in ihren Herden zu reduzieren.

Prophylaxe aus der Natur hat sich etabliert

Der Einsatz von naturstoffbasierten Prophylaxemaßnahmen in der Geflügelhaltung ist mittlerweile gelebte Praxis. Das hat eine Umfrage unter 31 Geflügelhaltern und 34 Tierärzten ergeben, die ebenfalls Teil des Projekts AntiMin-Pro war. Rund drei Viertel der befragten Tierärzte setzen bereits standardmäßig alternative Prophylaxemittel ein. Am beliebtesten sind – ähnlich wie bei den Betriebsleitern – Probiotika, Aromastoffe, Kräuterextrakte sowie organische Säuren. Diese Prophylaxemittel sollen in erster Linie die Darmgesundheit fördern. Pflanzliche Zusatzstoffe würden darüber hinaus auch häufig eingesetzt, um Parasiten in Schach zu halten und/oder Atemwegsbeschwerden zu lindern, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage.

Beteiligte präsentierten die Ergebnisse

Die AntiMin-Pro-Ergebnisse präsentierten die Projektbeteiligten: Prof. Dr. Hermann Ammer, Ludwig-Maximilians-Universität München; Dr. Christian Lambertz, Nadja Hilmes, FiBL Deutschland e.V; Dr. Christiane Keppler, Gallicon Geflügelberatung; und Susanne Gäckler, DLG. Bei den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz sollen Ergebnisse aus der Forschung in der Praxis ausprobiert, und die daraus gewonnen Erkenntnisse in die breite Praxis getragen werden, um den Tierschutz insgesamt zu verbessern. Die Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz sind Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung. Sie werden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

Wissenschaftler, Berater und die beteiligten Geflügelhalter diskutierten die Projektergebnisse.
Wissenschaftler, Berater und die beteiligten Geflügelhalter diskutierten die Projektergebnisse. © Annegret Keulen

Langsam wachsende Masthühner weniger anfällig

Einen weiteren Ansatz zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Geflügelhaltung stellte Dr. Arne Jung, Wissenschaftler an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover vor. Er und sein Team verglichen die Empfindlichkeit von langsam wachsenden (Hubbard Ja 757) und schnellwachsenden (Ross 308) Masthühnern gegenüber dem Erreger Enterococcus cecorum. Das Bakterium führt besonders in der Hähnchenmast zu großen wirtschaftlichen Verlusten.

Die Küken beider Genetiken wurden jeweils in eine Kontrollgruppe und eine Versuchsgruppe unterteilt. Die Wissenschaftler infizierten die Küken in den Versuchsgruppen beider Genetiken künstlich mit dem Erreger Enterococcus cecorum und erfassten über die gesamte Mastdauer die biologischen Leistungen sowie die Gesundheitsparameter in allen Gruppen. Dabei stellten die Forschenden bei den infizierten, langsam wachsenden Masthühnern weniger Krankheitssymptome und pathologische Veränderungen fest als bei den infizierten, schnell wachsenden Masthühnern.

Geringere Anfälligkeit weiter erforschen

Ob die geringere Krankheitsanfälligkeit der langsam wachsenden Masthühner auf Unterschiede im Immunsystem, oder möglicherweise auf eine geringere Belastung des Skelettsystems zurückzuführen sei, müsse weiter erforscht werden, so das Fazit des Referenten.

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