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EuroTier 2018

„Nachhaltige Tierhaltung ist ein Projekt für die gesamte Gesellschaft“

Um mehr Akzeptanz bei den Verbrauchern und Medien zu erhalten, genügt es laut DLG-Präsident Hubertus Paetow heute nicht, die Bilder einer modernen Tierhaltung zu transportieren.

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DLG-Präsident Hubertus Paetwo bei seiner Eröffnungsrede auf der EuroTier.
DLG-Präsident Hubertus Paetwo bei seiner Eröffnungsrede auf der EuroTier.DLG
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„Eine nachhaltige Tierhaltung zu entwickeln ist ein gesamtgesellschaftliches Projekt.“ Das hatte Hubertus Paetow, Präsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft), auf den Fachmessen EuroTier und EnergyDecentral am 13. November 2018 in Hannover erklärt.

Politik muss Schiedsrichter sein

„Aufgabe der Politik ist, Schiedsrichter zu sein zwischen der Gesellschaft mit ihren Forderungen und einem Wirtschaftssektor, der mit diesen Forderungen im Umfeld eines internationalen Wettbewerbs umgehen muss. Das erfordert ernsthafte Diskussionen darüber, welche Anforderungen tatsächlich die Ziele der Nachhaltigkeit und des Tierwohls betreffen, und welche Forderungen nur einer ästhetischen Wunschvorstellung entspringen. Und zudem, wie wir diese Anforderungen vor dem Hintergrund internationaler Handelsbeziehungen so einführen, dass Tierhaltung in Deutschland auch weiterhin möglich bleibt. Denn durch eine Verdrängung der Tierhaltung aus Deutschland wird keines der Ziele erreicht – jedenfalls nicht aus der Perspektive der Tiere.“

Viele Konflikte "spezifisch deutsch"

Der im Februar 2018 neu gewählte DLG-Präsident Hubertus Paetow führte weiter aus: „Alle zwei Jahre kommt hier in Hannover eine internationale Community der Tierhaltung zusammen, mit dem Ziel, sich über die neuesten Entwicklungen in Technik und Organisation, in Zucht und Fütterung zu informieren, damit die täglichen Herausforderungen auf den Betrieben gemeistert werden können. Viele dieser Herausforderungen entspringen einer ganz spezifisch deutschen Sicht auf unvermeidliche Konflikte zwischen einer nachfrageorientierten Tierproduktion und den Anforderungen der Gesellschaft. Konflikte, die zwangsläufig entstehen, denn in einer arbeitsteiligen Wirtschaft entwickeln sich landwirtschaftliche Produktionsverfahren und das, was sich Menschen darunter vorstellen, immer mehr auseinander.“

Tierhalter müssen sich zum Teil der Lösung machen

Um mehr Akzeptanz bei den Verbrauchern und Medien zu erhalten, genüge es laut Paetow heute nicht, die Bilder einer modernen Tierhaltung zu transportieren – nach dem Motto, die Landwirtschaft muss dem Verbraucher nur gut genug erklärt werden, dann akzeptiere er sie schon. Es sei eine grundsätzliche Frage der Perspektive: Vieles von dem, was heute in den Ställen passiert und von uns Agrariern als alltäglich betrachtet wird, wirkt auf eine wenig informierte und involvierte Gesellschaft verstörend oder gar abstoßend und lässt sich eben nicht einfach erklären.

„Deshalb muss die Branche nicht nur an der medialen Darstellung, sondern auch an den Verfahren selbst arbeiten und an deren Wirkung auf die Tiere,“ so der DLG-Präsident, „Aber auch an deren Wirkung auf den Betrachter, der nicht vom Fach ist und die Dinge nach “guter fachlicher Praxis” einordnen könnte.“ Die Tierhalter müssten sich zum Teil der Lösung machen, zuhören, Verbündete in der Wertschöpfungskette suchen und in den Herausforderungen die Chancen sehen. Hinter jeder ehrlichen Verbraucherforderung stecke auch eine Möglichkeit zur Differenzierung. Es müssten Wege gefunden werden, die Tierhaltung bei unveränderter Produktivität zugleich für die Tiere tiergerechter sowie für die Mehrheit der Verbraucher auch von der Anmutung her akzeptabler zu machen, sagte der DLG-Präsident. Vieles in dieser Richtung sei schon auf dem Weg, aber nichts wäre so gut, als dass es nicht noch verbessert werden könnte. Dazu böte die EuroTier viele Anstöße.