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Interview | Aviäre Influenza

H5N1 bei Säugetieren: Große Panik angesagt?

In Nord- und Südamerika aber auch in Niedersachsen sind Wildtiere aufgrund des hochpathogenen Vogelgrippevirus verendet. Wir haben Elke Reinking, Diplom-Biologin uns Pressesprecherin des Friedrich-Löffler-Instituts gefragt, wie sie die Lage einschätzt und was jetzt auf uns zukommt.
Veröffentlicht am
colourbox.de
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Frau Reinking, lange wurde der Subtyp H5N1 des Geflügelpestvirus ausschließlich in toten Vögeln nachgewiesen. Besonders in der letzten Woche häuften sich aber auch Nachrichten aus Kanada und Peru, dass das Virus verantwortlich war für zahlreiche tote Robben. Wie besorgniserregend ist das?

Es gibt weltweit einige Berichte über Infektionen bei Säugetieren, u. a. bei Füchsen, Ottern, Stinktieren, Luchsen, Pumas, Seehunden, Robben und Bären. Die infizierten Säugetiere haben sich vermutlich über das Fressen toter infizierter wilder Wasservögel oder über Kontakt zu deren Ausscheidungen angesteckt. Hierbei können sie große Virusmengen aufgenommen haben.

Schauen wir uns die immensen Infektionszahlen in den betroffenen Wildvogelpopulationen an, sind solche Übertragungen nicht unerwartet und immer noch auf eher niedrigem Niveau. Mit weiteren Fällen, insbesondere bei wildlebenden Fleischfressern, ist aufgrund der weiten Verbreitung von hochpathogenem aviären Influenzavirus (HPAIV) H5N1 zu rechnen. Daher ist auch der Fund der infizierten Füchse in Niedersachsen nicht überraschend.

Bedeuten diese Funde von vielen toten Robben, dass das Virus auch von Robbe zu Robbe übertragen wird – also von Säugetier zu Säugetier?

Diese Frage ist insbesondere für die Fälle bei Seelöwen in Peru noch nicht geklärt. In den USA sind nach den uns bekannten Untersuchungen einige Infektionen durch direkten engen Kontakt zu bzw. das Fressen von infizierten Wildvögeln verursacht worden. In Peru ist die Zahl infizierter Seelöwen deutlich höher und es laufen noch Analysen zu Klärung der Frage.

Ein besonderer Fall wurde allerdings bereits Ende Oktober 2022 aus Spanien gemeldet, dort gab es einen Ausbruch von HPAIV H5N1 bei Nerzen in einer Pelztierfarm. Nerze gelten aus hochempfänglich für Influenzaviren und die Tiere werden in hoher Zahl auf engem Raum gehalten, was ein Infektionsgeschehen bei diesen Säugetieren begünstigt. Spanische und italienische Wissenschaftler untersuchten den Ausbruch und kamen in ihrer Studie zu dem Schluss, dass es hier möglicherweise zu einer Übertragung von Nerz zu Nerz gekommen ist.

Was ist jetzt anders, dass das Virus derart mutieren konnte – und mit welcher Entwicklung ist jetzt zu rechnen?

Beim derzeit nahezu global grassierenden HPAIV H5N1 handelt es sich nach wie vor in erster Linie um ein Vogelvirus, wie die zahlreichen Fälle bei diversen Wildvogelarten zeigen. Durch die hohen Virusmengen in infizierten Wildvögeln und deren Ausscheidungen sind Infektionen von Säugetieren (sog. Spill-over) auch weiterhin nicht auszuschließen.

In Proben von Nerzen (in Spanien) und vereinzelt auch in Mardern, Füchsen, Robben und Grizzlybären wurden erste anpassende Virusmutation nachgewiesen, die den Viren Vorteile bei der Vermehrung in bestimmten Säugetieren verschaffen. Die beobachtete Mutation ist aber nur ein erster Schritt in Richtung Anpassung, für eine effektive Übertragung von Säugetier zu Säugetier muss das Virus eine Reihe weiterer Hürden überwinden, wofür es bisher keine Anzeichen gibt. Wichtig ist auf jeden Fall, infizierte Säugetiere bzw. die hier gefundenen Viren genau zu untersuchen, um die Veränderungen des Virus im Auge zu behalten.