Vogelgrippewelle in den USA
Seit Dezember 2014 ist es in den USA zu fast 150 Ausbrüchen der hochpathogenen Aviären Influenza (AI) gekommen. Betroffen sind vor allem Puten- und Legehennenbestände.
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Die ersten Ausbrüche traten an der Westküste in den Staaten Washington, Oregon, Idaho und Kalifornien auf. Zunächst handelte es sich nur um Kleinbestände und den AI-Virustyp H5N8. Dann tauchte das Virus in Putenbeständen in Kalifornien auf. Im März wurden die ersten Ausbrüche in Minnesota, Missouri und Arkansas in größeren kommerziellen Putenbeständen gemeldet. Betroffen waren anfangs nur wenige Farmen. Seit April häuften sich die Ausbrüche, denn neben Putenfarmen in Minnesota waren auch einige in North und South Dakota betroffen. Seit April breitete sich die hochpathogene Virusvariante H5N2 mit großer Geschwindigkeit aus: Allein in diesem Monat wurden 84 neue Ausbrüche bestätigt, die dann mehrere Millionen Tiere betrafen. Insgesamt waren vom 19. Dezember 2014 bis 7. Mai 2015 145 Farmen, davon allein 79 in Minnesota betroffen. Es mussten insgesamt ca. 8 Mio. Puten und circa 23,4 Mio. Legehennen getötet werden.
Ausbreitungswege werden noch untersucht
Die gehäuften Ausbrüche in Dakota, Minnesota und Iowa werden auf deren Lage entlang der Vogelzugwege „Central“ und „Mississippi“ zurückgeführt. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass dies die alleinige Ursache für den schnellen Anstieg der Fälle im April 2015 gewesen ist. Zwar ist die Haltung der Mastputen in Ställen mit offenen Seitenwänden besonders anfällig, doch in den Legehennenfarmen in Iowa werden die Hennen nur in geschlossenen Ställen in konventionellen Käfigen eingestallt. Daher ist zu vermuten, dass die Übertragung auf Kontakte (Menschen und Transportfahrzeuge) zurückzuführen ist, vergleichbar mit der Situation im Jahr 2003 in den Niederlanden. Hierfür spricht auch, dass in einer Reihe von Counties (vergleichbar mit unseren Landkreisen) jeweils mehrere Farmen betroffen waren. Genaue Untersuchungen über die Ausbreitungswege liegen noch nicht vor.
Nationalgarde hilft bei der Bekämpfung
Die Lage ist inzwischen so kritisch geworden, dass Wisconsin, Minnesota und Iowa den Notstand ausgerufen haben, um bei der Bekämpfung auch die Nationalgarde einsetzen zu können. Vorsorglich wurden in Minnesota alle Personen, die in Kontakt mit den infizierten Beständen gekommen sind, einer ärztlichen Untersuchung unterzogen und auf Wunsch mit einem antiviralen Medikament behandelt. Ähnlich wird auch in Iowa vorgegangen. Es ist jedoch nach Aussagen der Regierungen noch zu keiner Infektion von Menschen durch das Virus gekommen. Die Behörden weisen auch darauf hin, dass keine Gefahr für die menschliche Gesundheit besteht und keine Erzeugnisse aus befallenen Beständen in den Handel gelangt sind.
Räumung betroffener Betriebe bereitet Probleme
Bei den inzwischen über 31 Mio. betroffenen Tieren bereiten die Räumung der Großbestände und die Entsorgung der gekeulten Tiere erwartungsgemäß große Probleme. Hierbei kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz: Kompostierung, Verbrennung, Verarbeitung in Tierkörperbeseitigungsanlagen. In Putenställen mit Bodenhaltung wird eine Kompostierung direkt im Stall vorgeschrieben, was den Leerstand der Stallanlagen allerdings beträchtlich verlängert, weil der Kompostierungsvorgang etwa einen Monat dauert. Dies Verfahren ist zudem recht kostenaufwändig. Schätzungsweise kostet die Kompostierung von 100 000 Mastputen zwischen 100000 und 400000 US-Dollar.
Gibt es Auswirkungen auf den US-Markt?
Die AI-Ausbrüche in Legehennenbeständen haben bislang nur wenig Einfluss auf die Preisentwicklung bei Konsumeiern gehabt. Allerdings steigen die Preise seit Anfang Mai. Die weitere Entwicklung der Preise für Konsumeier, Eiprodukte und Putenfleisch wird u. a. davon abhängen, ob es gelingt, die Ausbreitung zu stoppen. Inzwischen drängen betroffene Unternehmen und Farmerorganisationen darauf, die Impfung bislang nicht betroffener Bestände zuzulassen. Das Problem dabei ist, dass die geimpften Tiere Virusträger sein können. Deshalb haben sich die Staatsveterinäre und auch das Landwirtschaftsministerium der USA bislang gegenüber dieser Forderung sehr zurückhaltend gezeigt.
Mittel- und längerfristige Auswirkungen auf die Preisentwicklung sind äußerst wahrscheinlich, weil noch nicht abzusehen ist, wann die betroffenen Farmen wieder für eine Einstallung freigegeben werden.
Exporte der USA sind schon eingeschränkt worden
30 Länder haben inzwischen Importbeschränkungen oder sogar Importverbote verhängt. Teilweise beziehen diese sich auf die gesamte USA, z. T. aber auch nur auf die betroffenen Staaten oder auf einzelne Counties. Das Importverbot für Bruteier und Küken, das eine Reihe von Ländern ausgesprochen hat, führte bereits zu einer Überversorgung in den USA. Die Exportverbände weisen darauf hin, dass es in den Ländern, die bislang Bruteier und Küken aus den USA bezogen haben, zu Verknappungen bei Konsumeiern und Putenfleisch kommen könnte. Denn aufgrund fehlender Bruteier bzw. Küken könnten dort keine Einstallungen erfolgen. Allerdings ist fraglich, ob dies der Fall sein wird, denn der Ausfall der Importe aus den USA dürfte durch die weltweit tätigen großen Zucht- und Vermehrungsunternehmen wahrscheinlich ohne Probleme ausgeglichen werden können.