Putenhalter brauchen Baugenehmigungen
Werden Genehmigungsverfahren für Stallum- und Neubauten nicht vereinfacht, droht ein Verlust an heimischer Putenfleischerzeugung zugunsten billigerer Importe. Das wurde auf der Mitgliederversammlung des Verbandes Deutscher Putenerzeuger verdeutlicht.
von Susanne Gnauk, DGS erschienen am 10.06.2025Die deutschen Putenerzeuger produzieren Geflügelfleisch unter hohen Tier- und Umweltschutzstandards. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig Forderungen von Verbrauchern und LEH nach Ställen mit mehr Tierwohl nachzukommen, müssen Genehmigungsverfahren für den Stallneu- und -umbau dringend vereinfacht werden. Das war eine der Kernforderungen von Interessenvertretern auf der Mitgliederversammlung des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP) am 5. Mai 2025 im fränkischen Dinkelsbühl. So sagte die VDP-Vorsitzende Bettina Gräfin von Spee: „In wirtschaftlich guten Zeiten müssen wir neu- und umbauen. Wir brauchen neue Ställe und Anbauten von Außenklimabereichen!“ Vertreter aus der Schlachtung und Fleischverarbeitung untermauerten die Forderung. Demnach habe Deutschland die höchsten Erzeugungskosten in der EU und eine zunehmende Vermarktungslücke. Mit den neuen Forderungen für die Haltungsstufe 3 sei ein drastischer Rückgang der deutschen Produktion zu befürchten und eine Steigerung von Importen. Andere Mitgliedstaaten können heute deutlich günstiger produzieren. Alles, was sich schneller an Stallum- und Neubauten realisieren lasse, sollte getan werden.
VDP setzt sich für Belange der Mitglieder ein
Der Jahresbericht der VDP-Vorsitzenden verdeutlichte, wie sehr sich der Verband für die Belange der deutschen Putenerzeugung einsetzt. Ein wichtiges Ziel des Verbandes ist die Übertragung der bundeseinheitlichen Eckwerte zur Mastputenhaltung auf EU-Ebene. Bei der Initiative Tierwohl (ITW) habe man bisher alle Forderungen nach immer mehr Tierwohl mitgetragen. Aus Sicht des VDP sollte die nächste Programmphase ohne weitreichende Veränderungen erfolgen.
In Bezug auf Kontrollen der QS GmbH und der ITW brauche es Verbesserungsvorschläge für eine Entbürokratisierung. „Hier ist Ihr Feedback aus der Praxis unerlässlich“, wendete sich Gräfin von Spee an die VDP-Mitglieder. Weitere Themen waren Forschungsprojekte in der Putenhaltung, die durch den VDP mit begleitet werden, eine Branchenlösung für eine Klimaplattform über QS, die Novelle der EU-Tiertransport-Verordnung - Forderungen der Geflügelwirtschaft werden hier durch eine Experten-AG des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft fachlich begleitet, die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL)-Herkunftskennzeichnung sowie die Verbandskommunikation.
Grußworte von Politikern und Landesverband
Gräfin von Spee konnte auf der Mitgliederversammlung Dr. Andreas Becker, Referatsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft Forsten und Tourismus (StMELF), und Robert Schmack, Vorsitzender des Landesverbands der Bayerischen Geflügelwirtschaft e. V., begrüßen. Stefan Köhler, Mitglied des Europäischen Parlaments, berichtete in einem Videogrußwort über Aktivitäten in Brüssel.
Den abschließenden Vortragsteil gestalteten Prof. Dr. Sarah Kühl von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die über Chancen und Herausforderungen eines Agrarmarketings im Zeitalter von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz referierte, sowie mit einem Impulsvortrag Florian Hoeneß, Geschäftsführer der HoWe Wurstwaren KG, Nürnberg.
Ein ausführlicher Bericht folgt.