Umsetzung der Borchert-Vorschläge angemahnt
Die von nahezu allen politischen Parteien und Nichtregierungsorganisationen einhellig begrüßten Borchert-Vorschläge sollen in der neuen Legislaturperiode vorangetrieben und im neuen Koalitionsvertrag verbindlich verankert werden.
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Das forderte der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert am 30. August 2021 auf einer Vortragsveranstaltung im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Rind und Schwein (BRS) in Neumünster.
Gesellschaftliche Akzeptanz aufbauen
„Der Druck auf die Tierhalter wird nicht sinken“, stellte der Ex-Minister klar. Bei Lösungen müsse die Politik vorangehen. Wenn eine Gesellschaft mehr Tierwohl über dem gesetzlichen Standard fordere, dafür aber nicht bezahlen wolle, sei ein starker Ausbau der zielorientierten staatlichen Förderpolitik erforderlich, so Borchert.
Andernfalls provoziere man einen weiteren starken Strukturwandel. Um eine Differenzierung am Markt zu ermöglichen, sprach sich der CDU-Politiker für die Einführung eines staatlichen Tierwohllabels aus. Aber auch der Handel müsse sich zu deutscher Ware bekennen.
Laut Agra Europe befürworte Borchert separate Verträge zwischen Landwirten und Staat, um bei der Finanzierung Verlässlichkeit zu gewährleisten.
Finanzielle Honorierung der Mehrkosten
Der emeritierte Gießener Agrarökonom Prof. Michael Schmitz gab zu bedenken, dass solche Einzelverträge einen enormen bürokratischen Aufwand bedeuten könnten. Er habe Bedenken, ob eine auskömmliche finanzielle Honorierung der betrieblichen Mehrkosten und eine verbesserte Akzeptanz des Sektors in der Öffentlichkeit realisierbar seien.
Der Umbau der Tierhaltung sei kein Garant für eine dauerhafte gesellschaftliche Akzeptanz, so Schmitz. Es sei nicht klar, wie eine Tierwohlprämie im Detail auf Konsum, Warenströme und Produktion wirke. Der Marktexperte sprach sich für „eine ehrlichere Modellierung der Folgen eines Umbaus der Tierhaltung auf Basis geeigneterer Prognosemodelle“ aus.