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Agrarpolitik

Hundert Euro mehr für "Zukunft Landwirtschaft"

Das Programm mit dem Titel  „Zukunft Landwirtschaft - Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, das die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) in der letzten Woche an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel übergeben hat, wird laut Thünen-Institut jeden Bürger ungefähr 100 Euro mehr im Jahr kosten.  

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David Tadevosian/Shutterstock.com
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Das Programm war zuvor einstimmig von den 30 Kommissionsmitgliedern aus den Bereichen Landwirtschaft, Wirtschaft und Verbraucher, Umwelt und Tierschutz sowie Wissenschaft beschlossen worden. Diese sprechen sich in dem Abschlussbericht für eine Transformation des Agrar- und Ernährungssystems in Richtung von mehr Nachhaltigkeit aus und ziehen ein insgesamt positives Fazit.

„Es waren sehr zeitaufwändige Dialogprozesse, aber es ist gelungen, mit Hilfe wissenschaftlicher Ergebnisse eine fundierte und dialogförderliche Basis für die Verhandlungen zu entwickeln, die vorher teilweise sehr verhärtet zwischen den verschiedenen Organisationen der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette und den Verbänden des Verbraucher-, des Natur-, Tier- und Umweltschutzes geführt wurden. Alle haben mit- und voneinander gelernt“, so Prof. Dr. Hiltrud Nieberg vom Thünen-Institut.

Bis zu 100 Euro jährlich mehr 

Damit das umfassende Programm umgesetzt werden kann, werden die Bürger als Steuerzahler und Verbraucher in den kommenden Jahren schätzungsweise rund 5 bis 8 Mrd. Euro pro Jahr mehr aufbringen müssen.

Dabei wird sich der Betrag schrittweise verringern, denn es ist geplant, die bisherigen EU-Direktzahlungen umzuwandeln in Gelder zur Honorierung öffentlicher Leistungen.

Die Hälfte dieses Mittelbedarfs wird für ein verbessertes Tierwohl, die andere Hälfte für einen verbesserten Schutz von Biodiversität, Natur und Klima benötigt. Das sind anfänglich bis zu 100 Euro im Jahr für jeden Bürger.

"Den meisten Menschen sind Tierwohl und eine intakte Natur diese Summe auch wert“, so Professor Achim Spiller von der Universität Göttingen. Einkommensschwache Haushalte werden allerdings, z.B. durch eine Erhöhung von Hartz IV-Sätzen oder direkte Transfers, dafür kompensiert werden müssen. 

Direktzahlungen haben keine Zukunft mehr

Nach harten Verhandlungen habe laut Thünen-Institut schließlich auch die landwirtschaftliche Verhandlungsseite mitgetragen, dass die klassischen EU-Subventionen für die Landwirtschaft – die pro Hektar ausgezahlten sog. Direktzahlungen – keine Zukunft mehr haben und innerhalb der nächsten beiden Perioden der EU-Agrarpolitik vollständig umgebaut werden müssen.

An die Stelle der Direktzahlungen sollen betriebswirtschaftlich attraktive Zahlungen für Umwelt- und Tierschutzleistungen der Landwirtschaft treten. Diese Empfehlung ist aus Sicht der Kommissionsmitglieder aus der Wissenschaft  wegweisend, weil sie den Landwirten neue Geschäftsmodelle ermöglicht und sie wirtschaftlich absichern kann.

Die Zukunftskommission war aus Sicht der beteiligten Wissenschaftler ein gelungenes Experiment und belegt den Wert solcher Dialogprozesse mit umfassender Beteiligung der verschiedenen Interessengruppen.

Hier können Sie sich die rund 190 Seiten umfassende Publikation "Zukunft Landwirtschaft - Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe" herunterladen.