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Lebensmittelbranche

Aldi erklärt Umstieg auf Haltungsformen 3 und 4

ALDI stellt sein Frischfleisch-Sortiment bis 2030 konsequent auf die höheren Tierwohl-Haltungsformen 3 und 4 um. Der Ausstieg aus Stufe 1 soll bereits 2025 erfolgen. Kritische Stimmen kommen von den Bauernverbänden.

Veröffentlicht am
ALDI
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Die Lebensmitteldiscounter Aldi Nord und Süd, die zusammen auf einen Anteil am Frischfleischverkauf in Deutschland von rund 24 % kommen, kündigten am 25. Juni 2021 für Rind-, Schweine-, Hähnchen- und Putenfleisch den schrittweisen Ausstieg aus den Haltungsstufen 1 und 2 bis zum Jahr 2030 an. 

Mehr Bio-Fleisch in Deutschland gefragt

Laut dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) haben sich die Deutschen in 2020 deutlich häufiger für Bio-Fleisch entschieden als im Vorjahr. „Der steigende Umsatz mit nachhaltig erzeugter Ware zeigt, dass unsere Kunden bereit sind für einen Bewusstseinswandel“, sagt Tobias Heinbockel, Managing Director Category Management bei ALDI Nord.

ALDI will als erster großer Lebensmittelhändler Frischfleisch aus Außenklima- und Bio-Haltung (Haltungsformen 3 und 4) für seine Kunden zu einer Selbstverständlichkeit machen.

Schrittweiser Umstieg beim Lebensmitteldiscounter

Die folgenden Schritte umfassen die größten Nutztiergruppen Rind, Schwein, Hähnchen und Pute, ausgenommen (internationale) Spezialitäten und Tiefkühlartikel:

  • Schon in diesem Jahr: 15 Prozent des Frischfleisch-Umsatzes* aus den Haltungsformen 3 und 4*
  • Bis 2025: Vollständiger Verzicht auf Haltungsform 1*
  • Bis 2026: 33 Prozent aus den Haltungsformen 3 und 4*
  • Bis 2030 stellt ALDI bei diesen Tierarten vollständig auf Frischfleisch der Haltungsformen 3 und 4 um.*

*bezogen auf den Umsatz (Durchschnitt ALDI Nord und ALDI SÜD) in Deutschland

Verlässliche Perspektiven für Erzeuger

„Mehr Tierwohl in der Breite bedeutet hohe Investitionen für Landwirte und die Umstellung eines Marktes, der die letzten Jahrzehnte nur eine Richtung kannte: Mehr Quantität. Trotz der Komplexität verstehen wir es als unsere Aufgabe, hoffentlich eine gesellschaftliche Veränderung zu mehr Tierwohl zu initiieren. Für einen deutlichen Ausbau von Außenklima- und Bio-Haltung braucht es verlässliche Perspektiven und Abnahmemengen für Erzeuger und Verarbeiter“, sagt Erik Döbele, Managing Director Corporate Buying bei ALDI SÜD.

DBV sieht ALDI-Ankündigung kritisch

Die Ankündigung von ALDI kommentiert der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied: „Den Worten müssen auch Taten folgen! Die Haltungsstufen 3 und 4 sind aktuell eine absolute Marktnische. Wenn das Angebot in diesem Segment weiterentwickelt werden soll, sind in der Tierhaltung massive Investitionen und vor allem langfristige und verlässliche Liefervereinbarungen erforderlich."

"Ohne Umsetzung der Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung und ohne Überwindung der politischen Blockade beim Tierwohlvorrang im Baurecht dürfte aus dieser Idee ohnehin nichts werden, weil die erforderlichen Angebotsmengen nicht bereitgestellt werden können“, so Rukwied weiter.

Walter Heidl stellt Glaubwürdigkeit in Frage

Noch kritischer sieht der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Walter Heidl, die Ankündigung der beiden ALDI-Konzerne.

"Ständig werden die Anforderungen nach oben geschraubt und die Antwort, wie das bezahlt werden soll, bleibt offen. Das ist zu wenig! Wir brauchen klare Konzepte. Wir brauchen Verlässlichkeit. Und vor allem: Wir brauchen ein tragfähiges Konzept für die Weiterentwicklung der Tierhaltung. Dazu sind wir gerne bereit, aber die Konzepte müssen stimmen", urteilt Heidl.

"Und wenn mit ALDI jemand vorausprescht, der als Erfinder der Discount-Philosophie gilt und bei der Erarbeitung von tragfähigen Konzepte häufig auf der Bremse steht, dann habe ich dafür keinerlei Verständnis.

Dreist ist es und eine Frage der Glaubwürdigkeit, wenn  ausgerechnet ausländische Ware und Tiefkühlkost außen vor bleiben soll. Bekommen wir unser Rindfleisch dann zukünftig aus Südamerika und das war's? Dagegen wehre ich mich als Bauer und Tierhalter!“

PHW-Gruppe begrüßt Ausbau der Haltungsstufe 3 

Den Ausbau der Haltungsstufe 3 für Frischfleisch begrüßt die PHW-Gruppe mit seiner Geflügelmarke Wiesenhof. Der deutsche Geflügelzüchter und -verarbeiter fordert eine zügige Genehmigung von Stallumbauten sowie -neubauten für ein Mehr an Tierwohl und von der Politik die damit verbundenen eventuell notwendigen Anpassungen des Baurechts.

"Umbaupläne dürfen nicht an bürokratischen Hemmnissen scheitern“, betont Peter Wesjohann, Vorstandsvorsitzender der PHW-Gruppe. "Es ist hierbei zusätzlich wichtig, weniger regulierte Märkte nicht aus dem Blick zu verlieren, um erhöhten Importen aus Drittländern entgegenzuwirken."