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Verbraucherschutz

Resistenzlage weiter ernst

Die Antibiotikaresistenzlage in der Tierproduktion hat sich nicht verbessert. Dieses Fazit hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) aus dem Zoonosen-Monitoring 2019 gezogen.

Veröffentlicht am
shutterstock/royaltystockphoto.com
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Wie die Behörde am 19. November 2020 berichtete, haben sich bei den Resistenzuntersuchungen im Hinblick auf eine Verringerung des Vorkommens bei Bakterien aus den Lebensmittelketten Mastschweine, Mastkälber und Jungrinder sowie bei Tankmilch keine Fortschritte gezeigt.

Weiterhin hohe Belastung mit Campylobacter

Gemäß dem Monitoring wurden auch bei der Verringerung der hohen Belastung mit Campylobacter auf Schlachtkörpern von Hähnchen keine Verbesserungen erzielt. Die Nachweisrate in frischem Hähnchenfleisch habe bei 46,4?% gelegen und damit in derselben Größenordnung wie in den vorherigen Jahren.

Der Anteil von Hauthalsproben mit Keimzahlen von mehr als 1?000 koloniebildenden Einheiten pro g (KbE/g) habe mit 23,4?% ebenfalls stagniert.

Einsatz kritischer Antibiotika weiter reduzieren

Diese Ergebnisse verdeutlichen laut BVL, dass die Anstrengungen, den Antibiotikaeinsatz durch Verbesserungen der Tiergesundheit zu senken, weiter verstärkt werden müssen. Ein Schwerpunkt dabei solle die Verringerung des Einsatzes kritischer Antibiotika sein, insbesondere der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Highest Priority Critically Important Antimicrobials“ (HPCIA) eingestuften Substanzen.

FAO: Bedenklicher als COVID-19

Nach Einschätzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist die Antibiotikaresistenz von Mikroorganismen potenziell noch gefährlicher als COVID-19.

Wie die Organisation am 18. November 2020 in Rom erklärte, spielt der Nahrungsmittel- und Landwirtschaftssektor bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen eine zentrale Rolle. In vielen Teilen der Welt würden Antibiotika in weit größerem Umfang bei Tieren als beim Menschen eingesetzt. Außerdem nehme der Einsatz solcher Medikamente rasch zu, weil die weltweite Nachfrage nach Lebensmitteln im Zuge des Bevölkerungswachstums steige.

Bakterielle Pandemie könnte mehr Tote fordern

Die Akteure der gesamten Vermarktungskette seien gefordert, ihre Bemühungen zur Verhinderung der Ausbreitung antibiotikaresistenter Mikroorganismen zu intensivieren. Eine weitere Pandemie mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die globale Gesundheit, die Agrar- und Lebensmittelsysteme und die Wirtschaft müsse verhindert werden.

Wenn die Antibiotikaresistenz nicht eingedämmt werde, könnte nach Einschätzung der stellvertretenden FAO-Generaldirektorin Maria Helena Semedo die nächste Pandemie bakteriell sein und viel mehr Tote fordern als Corona. Der FAO zufolge sterben jährlich mindestens 700?000 Menschen an den Folgen von antibiotikaresistenten Infektionen.