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Tierschutz

Schweinestau und Schlachtdefizit

Wöchentlich fehlen noch mindestens 80.000 Schlachtungen in Deutschland. Maßnahmen wurden angekündigt, aber immer noch nicht umgesetzt, kritisiert die ISN.

Veröffentlicht am
ISN
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Wöchentlich fehlen noch immer mindestens 80.000 Schlachtungen in Deutschland, damit der bestehende Überhang von aktuell ca. 480.000 Schlachtschweinen nicht noch größer wird. Weiterhin gibt es ein erhebliches Defizit an Schlachtungen. Mehrere Maßnahmen wurden angekündigt, z. B. die Schlachterlaubnis an Sonn- und Feiertagen - bei der Umsetzung in die Praxis hakt es jedoch noch deutlich. Die Verzögerungen sind ein Schlag ins Gesicht der Schweinehalter, kritisiert die ISN - Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland. 

Sonn- und Feiertagsarbeit noch nicht genehmigt

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast hatte in den vergangenen Tagen bereits angekündigt, für eine Genehmigung von Sonntags- und Feiertagsarbeit auf den Schlachtbetrieben in Niedersachsen zu sorgen. Bei der Umsetzung hakt es aber noch erheblich. Laut Nordwest-Zeitung haben verschiedene Schlachtunternehmen in Niedersachsen noch keine Zusage für die Genehmigung von Sonntagsarbeit und auch noch nicht für den Reformationstag am Samstag nächster Woche erhalten. Den Gewerbeaufsichtsämtern fehle dazu noch die Direktive durch das Sozialministerium in Hannover.

Aus zahlreichen Gesprächen mit Schlachtunternehmen weiß die ISN, dass man in einer ganzen Reihe von Unternehmen derzeit versucht, trotz der aktuellen Schwierigkeiten wegen des Corona-Infektionsschutzes und der eingeschränkten Verfügbarkeit von Personal die Schlachtungen auszuweiten. Mit einer Verlängerung der jeweiligen Schichten bzw. zusätzlichen Schlachtungen an Sonn- oder Feiertagen wollen diese Betriebe einen Beitrag zur Entzerrung des Schweinestaus leisten. Dazu zählen z. B. Müller-Fleisch, Westfleisch, Böseler Goldschmaus oder auch Tönnies.

Schlachtbetriebe wieder komplett hochfahren

Zumindest konnten die in den vergangenen Wochen von Corona-Infektionen bei Mitarbeitern betroffenen Schlachtstandorte in Sögel und Emstek ihren Betrieb inzwischen wieder auf ca. 50 % der normalen Kapazitäten hochfahren. Die Schlachtstandorte müssen aber wieder komplett hochgefahren werden. Die erheblichen Einschränkungen bei Tönnies und Vion können nicht durch die übrigen Schlachtunternehmen aufgefangen werden. Wenn die stark eingeschränkten großen Schlachtbetriebe wieder ihre Kapazitäten nutzen könnten, wären deutlich über 100.000 Schlachtungen mehr je Woche möglich.

Mehr Engagement bei Landesregierungen nötig

Um die Lage zu entspannen, braucht es noch weit mehr Engagement der Landesregierungen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, fordert  ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. "Unser Eindruck ist, dass die Landwirtschaftsministerien alles tun, um den Schweinehaltern aus der Notlage zu helfen. Bei den auch zuständigen Arbeits- und Sozialressorts sieht das aber nach unserer Wahrnehmung deutlich anders aus. Man will zwar offiziell nicht im Weg stehen, aber ein aktives unter die Arme greifen sieht definitiv anders aus", kritisiert Staack. "Wieso darf beispielsweise einer von Europas führenden Schlachthöfen in Rheda Wiedenbrück seit Juli nicht mehr die Kapazitäten auslasten? Die Landesregierungen müssen hier koordinieren."

An die niedersächsische Sozialministerin Dr. Carola Reimann und an NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann richtet Staack zudem die Forderung: "Die Schweinehalter haben mehrfach und um Hilfe gebeten! Helfen Sie endlich! Jeder zusätzliche Schlachttag und jede Stunde für zusätzliche Schlachtungen zählen! Das bekommen wir nur hin, wenn auch das offenkundige Problem des Personalmangels angegangen wird. Unabhängig von der Frage der Anstellungsverhältnisse der Schlachthofmitarbeiter darf es hier zu keiner Überregulierung kommen, die dazu führt, dass das Personalproblem nicht gelöst werden kann."