Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Agrarökonomie

Fleisch: Wachstum nur noch bei Geflügel

Das Thünen-Institut hat die „Thünen-Baseline 2020 bis 2030“ veröffentlicht, eine alle zwei Jahre erscheinende Projektion erwarteter Entwicklungen im deutschen Agrarsektor für die nächsten zehn Jahre.

Veröffentlicht am
Thünen-Institut
Artikel teilen:

Die Baseline stützt sich auf Annahmen zur Entwicklung äußerer Einflussfaktoren wie dem globalen Wirtschaftswachstum. Davon ausgegangen wird überdies, dass beschlossene agrarpolitische Änderungen umgesetzt werden und ansonsten die derzeitige Politik beibehalten wird. Die Thünen-Baseline ist als Referenzszenario gedacht, mit dem sich Auswirkungen alternativer Politiken und Entwicklungen analysieren lassen. Für die Ergebnisse wurden Daten und Informationen bis Februar 2020 berücksichtigt. Die Einschätzungen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Entwicklung des deutschen Agrarsektors im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. 

Ackerbau, Fleisch und Milch

Demnach soll trotz aktueller Herausforderungen bei der Raps­erzeugung der Ölsaatenanbau bis 2030 an Wettbewerbsfähigkeit zunehmen und ausgedehnt werden. Gründe dafür sind stärkere Preis- und auch Ertragssteigerungen im Vergleich zu Getreide.

Im Fleischsektor lassen höhere Umwelt- und Tierwohlstandards erwarten, dass sich das Produktionswachstum der vergangenen Jahre abschwächt, vor allem bei Schweinefleisch. Allein die Geflügelfleischerzeugung soll bis 2030 noch weiter leicht wachsen.

Bei Milch sollen stabile Preise und Bestände in Verbindung mit einer weiteren Leistungssteigerung zu einem moderaten Anstieg der Anlieferungen führen.

Verschärfte Umweltauflagen führen bis 2030 zu einer rückläufigen Entwicklung der Stickstoffbilanzüberschüsse sowie der Treibhausgas- und Ammoniak­emissionen.

Einkommen und Agrarhandel

Das durchschnittliche reale Einkommen der Agrarbetriebe entwickelt sich über die Projektionsperiode rückläufig, erreicht 2030 aber immer noch das mittlere Niveau der letzten zehn Jahre.

Mit Blick auf den weiter wachsenden globalen Agrarhandel verliert die EU etwas an Bedeutung, kann ihre Exporte in Drittstaaten aber weiter steigern und vom weltweiten Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum profitieren. Wichtige Zielmärkte liegen vor allem in Afrika und Asien. Auch die Exporte nach Nordamerika nehmen zu.

Verringerter Fleischkonsum

Untersucht wurden auch die Auswirkungen einer EU-weiten Reduzierung des Fleischkonsums. Die Berechnungen zeigen, dass bei einer sinkenden heimischen Nachfrage die Mengen, die nicht mehr in der EU absetzbar sind, nur teilweise in Drittstaaten exportiert werden können. In der Folge entwickeln sich Fleischerzeugung und -preise rückläufig. Der Preisrückgang trifft vor allem Schweinehalter hart, da diese bereits in der Baseline nur geringe Margen erzielen.

Durch einen Abbau der Tierbestände sinken allerdings die Stickstoffüberschüsse und Treibhausgasemissionen in Deutschland. Auch global werden weniger Treibhausgase emittiert.

Zusammenarbeit verschiedener Institute

Die aktuell veröffentlichte Thünen-Baseline 2020 bis 2030 ist ein Kooperationsprojekt mehrerer Thünen-Fachinstitute sowie der Thünen-Stabsstellen Klima und Boden. Um die Baseline zu erstellen, nutzen die Experten verschiedene Modelle, die sie in einem Modellverbund integrieren. Die Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit Fachreferaten des Bundeslandwirtschaftsministeriums.