Impfung gegen Ebergeruch weiter ermöglichen
Naturland, die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz und Provieh fordern die Bundesländer auf, ihren unkoordinierten Ausstieg aus der Impfung gegen Ebergeruch im Ökolandbau bis zur endgültigen Klärung mit der EU-Kommission zurückzunehmen.
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Auf der Sonderagrarministerkonferenz Ende August haben die Bundesländer Bundesagrarministerin Julia Klöckner aufgefordert, die Vorschriften zur Impfung bis Anfang 2021 auf EU-Ebene zu klären.
Klarheit für Ökobetriebe schaffen
Die EU-Kommission hat im Juni dieses Jahrs ihre rechtlich nicht bindende Auffassung zur Zulässigkeit der Impfung gegen Ebergeruch im Ökolandbau mitgeteilt. Die Länderarbeitsgemeinschaft Ökolandbau hat daraufhin beschlossen, die seit 2010 für den Ökolandbau zugelassene Impfung zu verbieten. Auf der Sonderagrarministerkonferenz wurde ein weiteres Mal deutlich, dass die Bundesländer hier zutiefst gespalten sind. So haben sich neun Bundesländer für die Impfung ausgesprochen. „Die Bundesländer sind sich nicht einig, aber wir Ökoschweinhalter benötigen Klarheit über die zulässigen Verfahren und nicht noch mehr Chaos “, empört sich Naturland Präsident und Ökoschweinehalter Hubert Heigl.
Politik muss sich an eigenen Zielen messen
Die EU hat bereits 2011 beschlossen, bis 2018 aus der Ferkelkastration gänzlich auszusteigen. Dieses Ziel wurde bis heute nicht erreicht. Deutschland hat ein eigenes Staatsziel „Tierschutz“ und beschlossen, zum 1. Januar 2021 aus der betäubungslosen Kastration auszusteigen. „Die Politik soll anfangen, ihre eigenen Beschlüsse ernst zu nehmen. Es ist daher komplett inkonsequent, die bereits bei zahlreichen Ökobetrieben etablierte Impfung zu verbieten und die Betriebe zu zwingen, wieder chirurgisch zu kastrieren“, so Prof. Thomas Blaha, stv. Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e. V.
Akzeptanz der Impfung gefährdet
Zahlreiche Experten sind sich einig, dass die Impfung gegen Ebergeruch neben der Ebermast die tierschonendste Alternative zur Kastration darstellt. Dass die Impfung ausgerechnet den Ökobetrieben verwehrt werden soll, widerspricht der EU-Öko-Verordnung, in der das Tierwohl einen herausragenden Stellenwert besitzt. „Ein Verbot der Impfung, ausgerechnet im Ökolandbau, ist komplett absurd und würde darüber hinaus auch die Akzeptanz der Impfung im konventionellen Sektor auf Jahre hinaus gefährden. Damit wird ein reibungsloser Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration gefährdet. Deutschland wird im Tierschutz massiv zurückfallen“, so Patrick Müller, Hauptstadtreferat bei Provieh e.V.