Bauerndemos in ganz Deutschland
Bauern können gewaltig Öffentlichkeitsarbeit machen. Ihre vielen PS, über die sie verfügen, brachten sie vielerorts in Deutschland auf die Straße.
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Landwirte sind nicht bereit für Veränderungen? Sie wollen nichts für den Klimaschutz tun? Wer so einfach denkt (und berichtet), kann sich selbst gern auf dem Land umschauen. Radfahrer und Wanderer dürfen sich beispielsweise an immer mehr Blühstreifen erfreuen. Oder der kann sich Stimmen von Landwirten der Gruppe "Land schafft Verbindung" anhören, die es geschafft hat, in kurzer Zeit nach eigenen Angaben über 40.000 Landwirte zu vernetzen und auf Facebook mittlerweile über 17.000 Follower hat.
Tausende Landwirte sind am 22. Oktober 2019 mit ihren PS-schweren Arbeitsgeräten auf die Straße gegangen, weil das Agrarpaket das "Auflagen-Fass" für sie zum Überlaufen bringt: Viele fürchten schlichtweg um ihre Existenz. Auf die Straße gingen bzw. fuhren sie auch, weil sie es satthaben, zwischen politischen Forderungen und denen vieler NGOs aufgerieben zu werden.
In kürzester Zeit wurden Sternfahrten mit hunderten und tausenden Traktoren nach Bonn, Hannover, Berlin, Magdeburg, Rostock, Lüneburg, Bayreuth und in weitere Städte organisiert: Geschätzte 2.000 Schlepper sollen es beispielsweise in Bonn sowie auch in Hannover gewesen sein, in Berlin sollen Presseberichten zu Folge weit über 400 gezählt worden sein, in Lüneburg rund 340 und und und ... In Bonn soll danach sogar der Diesel an den Tankstellen knapp geworden sein.
"Willkürliche Verbote - keine Grundlage für umweltbewusste Landwirtschaft"
Ein 28jähriger Ackerbauer aus dem Raum Hannover hat mit seinem Redebeitrag besonders den Nerv vieler Landwirte getroffen, auf Facebook wurde der Beitrag zu seinem Statement in kürzester Zeit rund 26.000mal aufgerufen: "Warum wollte ich nochmal Landwirt sein? Um Buhmann der Politik und von NGOs zu sein? Um Angst zu haben, dass meine Kinder gemobbt werden? Um tagsüber auf dem Feld zu arbeiten, aber abends im TV zu sehen, dass man meine Produkte nicht essen sollte, weil sie schädlich sind?" Der junge Landwirt bekennt auch, dass es nicht das Agrarpaket sei, warum er Landwirt geworden ist: "Die Idee dahinter ist nicht schlecht. Aber willkürliche Verbote und massive Einschränkungen können nicht die Grundlage sein für eine umweltbewusste Landwirtschaft."
Überraschend viel positives Feedback aus der Bevölkerung
Boris Erb, Pressesprecher der Gruppe "Land schafft Verbindung" aus dem Lüneburger Landkreis, zog das Fazit, was die Organisatoren vielerorts zogen: Er sprach von einer friedlichen Bewegung, geordneten Fahrten und überraschenderweise viel positivem Feedback aus der Bevölkerung. "Die Bauern nahmen sich die Zeit, für ihren Berufsstand Flagge zu zeigen. Mehr Ideen sind schon da", kündigte er an.
Audio Interview mit Boris Erb
Link auf Facebook zum Redebeitrag des Landwirtes aus dem Raum Hannover.