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Tierwohl

Innovation statt Fleischverzicht

Unter dem Thema „Auf dem Weg zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Nutztierhaltung – Prognosen, Chancen und Konzepte“ diskutierten Wissenschaftler und Zukunftsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ) und der Gesellschaft für Tierzuchtwissenschaften (GfT) in Gießen.

Veröffentlicht am
Podiumsdiskussion mit dem Auditorium, v.l.: Jeanette Huber (Unternehmensberatung und Associate Director Zukunftsinstitut), Prof. Michael Schmitz (Justus-Liebig-Universität Gießen), Dr. Johannes Simons (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn), PD Dr. Anke Römer (Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern).
Podiumsdiskussion mit dem Auditorium, v.l.: Jeanette Huber (Unternehmensberatung und Associate Director Zukunftsinstitut), Prof. Michael Schmitz (Justus-Liebig-Universität Gießen), Dr. Johannes Simons (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn), PD Dr. Anke Römer (Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern).DGfZ 2019
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Provokant eröffnete der Agrarökonom Prof. Michael Schmitz von der Universität Gießen seinen Beitrag mit dem Titel: Warum erhöhte Produktionsstandards und Fleischverzicht nicht nachhaltig sind. Seine Untersuchungen belegen eine extrem schlechte Nutzen-Kosten-Bilanz verschiedener Maßnahmen, wie z. B. die Halbierung der Fleisch- und Milchproduktion in Europa. Milliarden Verluste an Erzeugereinkommen und volkswirtschaftlicher Wohlfahrt stünden marginalen Gewinnen bei Umwelt, Klima und Welternährung gegenüber. Das sei nicht nachhaltig. Prof. Schmitz setzt eher auf den technischen Fortschritt und die Innovationskraft der Landwirte, um Umweltziele bei gleichbleibendem Wohlstand zu erreichen.

Heuschrecken oder Hummus statt Hackbällchen?

Über Food Trends referierte Jeanette Huber, Associate Director des Zukunftsinstituts. „Die Ära der fleischdominanten Esskultur geht zu Ende“, prophezeite Huber. Als Treiber dieser Entwicklung sieht sie das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Gesellschaft, der Wunsch nach mehr Tierwohl und mehr Umweltschutz. Für die Landwirtschaft würden diese Veränderungen aber auch Chancen bedeuten, die genutzt werden könnten. Für alle gelte: Mehr Wertschätzung für die Natur! So sah sie auch den Gesetzgeber in der Pflicht, diese großen Aufgaben gemeinsam mit allen Akteuren zu bewältigen.

Konzepte in der Milchviehhaltung

Mit Vollgas in die Zukunft – gibt es Konzepte in der Milchviehhaltung, die überzeugen? So das Thema von PD Dr. Anke Römer von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern. Sie stellte die Ergebnisse der Projektgruppe „Zukunft Milchkuh“ vor, die sich unter Federführung der DGfZ mit Innovationen in der Zucht und Haltung von Milchkühen beschäftigt.

Der Handel spielt eine entscheidende Rolle

In der von Prof. Kay-Uwe Götz moderierten Podiumsdiskussion mit den Referenten wurde deutlich, wie kontrovers dieser Themenkomplex auch von Wissenschaftlern betrachtet wird. Dr. Johannes Simons von der Uni Bonn ist Mitarbeiter beim Forschungsprojekt
„SocialLab – Nutztierhaltung im Spiegel der Gesellschaft“. Er sah die Rolle des Verbrauchers und einen möglichen Wandel im Konsumverhalten, insbesondere der Ernährungsweise, ausgesprochen kritisch, die "Döner-Buden" würden nicht weniger werden. Eine sehr entscheidende Rolle bei der Umsetzung neuer Trends, Produktionsweisen und Produkte spiele nicht nur die Gesellschaft und die Akteure der Landwirtschaft, sondern insbesondere der Handel.

An der von der Justus-Liebig-Universität Gießen mitorganisierten Tagung nahmen vom 12. bis 13. September nahezu 300 Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung teil.

Nach der Plenartagung präsentierten über 90 junge Wissenschaftler zwei Tage lang ihre Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Tierzucht und Tierhaltung. Ein Tagungsband ist erhältlich. Beiträge zur Plenartagung erscheinen im ersten Heft der „Züchtungskunde“ 2020.

Vorträge und mehr Infos finden Sie hier.