Landwirtschaft muss ihr Potenzial nutzen
Über Verpflichtung und Bereitschaft der Landwirtschaft, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, diskutierten Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft auf der Fachtagung „Klimawandel – Was kann die Landwirtschaft tun?“ am 9. Juli 2019 in Braunschweig.
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Landwirtschaft hat das Potenzial und zugleich die Verpflichtung, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Bereitschaft dazu ist groß, technische Möglichkeiten sind vorhanden. Eine Null-Emissionen-Produktion von Lebensmitteln ist aber nicht denkbar. In diesen Punkten waren sich Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft auf der Fachtagung „Klimawandel – Was kann die Landwirtschaft tun?“ am 9. Juli 2019 in Braunschweig einig.
Für die niedersächsische Regierung stehen Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Mittelpunkt zahlreicher Projekte. Das betonte Rainer Beckedorf, Staatssekretär im Agrarministerium, der als Beispiel das Düngepaket nannte. Zur Minderung der Kohlendioxid (CO2)-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten entwässerten Moorböden wurden mehrere Projekte initiiert.
Dr. Wolfgang Zornbach vom Bundeslandwirtschaftsministerium berichtete über einen Zehnpunkteplan zur Reduzierung klimaschädlicher Emissionen, um die für Landwirtschaft und Wald definierten Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen. Die Maßnahmen seien „so weit wie möglich auf Kostenneutralität und auf die Nutzung von Synergien ausgerichtet“ und würden derzeit diskutiert werden.
Um ein Drittel verringern
Laut Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung soll die deutsche Landwirtschaft ihre Treibhausgas(TG)-Emissionen um rund ein Drittel gegenüber 1990 verringern, sagte Prof. Dr. Heinz Flessa vom Thünen-Institut. Aktuell verursache die Landwirtschaft etwa 7 % der TG-Emission in Deutschland. Bei Lachgas (N2O, 81 %) und Methan (CH4, 60 %) sei die Landwirtschaft ebenso wie beim indirekt klimarelevanten Ammoniak (NH3, 95 %) der größte Emittent. Diese Gase stammten vor allem aus dem Stickstoffmanagement und der Nutztierhaltung. Außerdem entstünden Treibhausgase in Höhe von 4 % der deutschen Emissionen aus der landwirtschaftlichen Nutzung entwässerter Moorböden (vor allem CO2).
So lässt sich der Ausstoß senken
Der Ammoniakausstoß in den Bereichen Düngung, Stallanlagen und Wirtschaftsdüngerlagerung könne durch technisch-organisatorische Maßnahmen verringert werden, die zudem die Stickstoffeffizienz verbesserten. Um den Austrag von Methan aus Lagern von Wirtschaftsdüngern zu verringern, empfahl Flessa die Erstverwertung der tierischen Ausscheidungen (Gülle) zur Biogasproduktion. Bei Moorstandorten sieht er zur Anhebung des Wasserstandes kaum eine Alternative, um die CO2-Emissionen zu reduzieren.
Die Landwirtschaft sei besonders vom Klimawandel betroffen. Daran erinnerte Gerhard Schwetje. „Neben der Anpassung an dieses Phänomen ist der Klimaschutz und die Reduzierung von Treibhausgasen auch wichtig für die Landwirte“, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen. Die Emissionen der Landwirtschaft beruhten größtenteils auf natürlichen Prozessen und seien deshalb mit der Emission von Treibhausgas verbunden.
Während die TG-Emissionen der niedersächsischen Landwirtschaft in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben seien, habe sich die produzierte Menge landwirtschaftlicher Produkte deutlich erhöht. „Heute können wir in Deutschland Lebensmittel mit einem vergleichsweise kleinen CO2-Fußabdruck erzeugen“, so der Kammerpräsident. „Mit der Produktion einer vergleichbaren Lebensmittelmenge belasten unsere Landwirte das Klima weniger stark als Landwirte in anderen Regionen der Welt.“
Kammerprogramm TEKLa zur Einsparung nutzen
Die landwirtschaftliche Produktion aus Klimaschutzgründen hier zu drosseln und in weniger klimaeffizient arbeitende Regionen zu verlagern, sei falsch. Schwetje appellierte an die Politik, bei ihren Überlegungen zum Klimaschutz die Emissionen, die aus Produktionsverlagerungen resultieren, zu berücksichtigen. Mit betriebsindividuellen Klimabilanzen helfe die Kammer den Landwirten, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Mit dem Programm TEKLa (Treibhaus-Emissions-Kalkulator-Landwirtschaft) arbeiteten bereits viele Beratungsorganisationen in ganz Deutschland. Schwetje sprach von einem durchschnittlichen Vermeidungspotenzial der untersuchten Betriebe von 50 t Treibhausgas (CO2-Äquivalente) je Betrieb und Jahr.