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Daten & Fakten

Worte sind keine Taler

In einer Studie hat die Initiative Tierwohl mit der Hochschule Osnabrück die tatsächliche Kaufbereitschaft von Tierwohl-Fleischprodukten gegenüber labellosen Fleischerzeugnissen untersucht.

Veröffentlicht am
Staatliches Tierwohllabel des BMEL.
Staatliches Tierwohllabel des BMEL.BMEL
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Die Studie wurde von Prof. Dr. Ulrich Enneking konzipiert und von der Initiative Tierwohl unterstützt und finanziell gefördert. Vom 15. Oktober bis 15. Dezember 2018 stellte die EDEKA-Regionalgesellschaft Minden-Hannover für die Untersuchung insgesamt 18 Märkte sowie die getestete Ware zur Verfügung. Dabei wurde die neueingeführte Ware nach der Hälfte der Testzeit als Tierwohlware mit Tierwohl-Siegel sowie „Vor-Ort-Informationen“ in Form von Deckenhängern und Flyern zum Tierwohl neu positioniert.

Das Fleisch für die Tierwohl-Produkte stammte von Bauern, die ihren Tieren mehr Platz, mehr Beschäftigungsmöglichkeiten und einen komfortableren Stallboden boten als gesetzlich vorgeschrieben. Außerdem wurde der Preis in drei Stufen verändert, um Aussagen zur Preissensibilität der Käuferinnen und Käufer zu treffen.

Neben dem Verkaufstest ergänzte eine wissenschaftliche Befragung im Kassenbereich der teilneh-menden Märkte das Experiment. Hier wurde eine Differenz zwischen Kaufbereitschaft und Umfrageergebnissen nachgewiesen.

Ergebnisse basieren auf mehr als 18.000 Käufen

Im Praxistest wurde der Abverkauf von Selbstbedienungsware bei Bratwurst, Minutensteak und Gulasch aus Schweinefleisch der Preiseinstiegsmarke „Gut und Günstig“ und der Bio-Premiummarke „Bio Janssen“ mit einem neuen Produkt im mittleren Preissegment mit Tierwohl-Siegel verglichen. Bei 16 Prozent der Käufe fiel die Entscheidung auf den Tierwohl-Artikel. Dabei wurden lediglich Preisaufschläge zwischen 9 und 13 Prozent akzeptiert. Bei merklich höheren Preisaufschlägen von z.B. 26 Prozent sowie kleineren Erhöhungen gingen die Absätze deutlich zurück. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden nun als Studie veröffentlicht.

„Die Kaufentscheidungen der Kundinnen und Kunden im Test weichen somit stark von den Mehrpreisbereitschaften ab, die in vielen uns bekannten Befragungen ermittelt wurden“, kommentiert Enneking, Professor von der Hochschule Osnabrück.

Enneking verweist in diesem Zusammenhang auf die Komplexität der Thematik und widerspricht pauschalen Aussagen zu einer grundsätzlich und immer vorhandenen Aufpreisbereitschaft. „Man muss diese sehr differenziert betrachten, da immer zahlreiche Faktoren wie zum Beispiel die Kaufkraft oder das Produkt einen Einfluss auf das Kaufverhalten haben.“ Er fordert weitere Forschungsanstrengungen, insbesondere unter Einbezug des realen Kaufverhaltens. Die ermittelten Kaufbereitschaften könnten sich durch die Einführung eines zum Beispiel staatlichen Tierwohllabels durchaus positiver entwickeln, sofern es eine hohe Verbraucherbekanntheit und -akzeptanz aufbaut.