Von der Zahlungsbereitschaft der Konsumenten
Welche Menschen sind es, die für höhere Tierwohl-Standards bereit sind, an der Supermarktkasse mehr für Eier und Fleisch zu zahlen? Erstmals haben Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in einer Studie untersucht, ob und welche moralischen Haltungen beim Konsum zu Grunde liegen.
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Die überraschenden Ergebnisse: Es gibt einen großen Wertepluralismus in der Bevölkerung. Und es gibt zahlreiche Menschen, die zwar nichts zahlen wollen, sich aber dennoch um das Wohl von Tieren sorgen. Diese sehen aber vor allem die Politik in der Pflicht, in dieser Sache tätig zu werden und nicht den Konsumenten.
Besonders in Fragen des Tierwohls fänden sich in zunehmendem Maße altruistische Haltungen und Tierrechtspositionen in der Bevölkerung. Es stellte sich für die Forscher daher die Frage, ob sich in dieser moralischen Haltung auch eine Zahlungsbereitschaft widerspiegelt oder nicht. In einer Online-Befragung verknüpften sie zum Beispiel Fragen zur Zahlungsbereitschaft für Eier mit denen nach mehr Platz in den Ställen für Legehennen oder der Bereitschaft, mehr Geld für Schweinefleisch zu zahlen, wenn sicher sei, dass Kastrationen an Schweinen nur mit Betäubung durchgeführt würden. "Wir konnten zeigen, dass vor allem solche Menschen mit einem allgemeinen Umweltbewusstsein auch bereit sind, am meisten für Tierwohl auszugeben", sagt Ökonomin Dr. Frauke Pirscher, die mit dem Philosophen und Biologen PD Dr. Dr. Ulrich J. Frey die Studie durchführte.
Fehlender Zahlungswille ist kein Desinteresse am Tierwohl
Es gibt aber auch eine Anzahl an Menschen - 9 % der Befragten -, die nicht bereit ist, für Tierwohl zu zahlen. Eine nähere Untersuchung ihrer Motive zeigte jedoch, dass mehr als die Hälfte der Zahlungsverweigerer (60 %) Tierschutz dennoch als moralische Frage ansieht. Sie lehnen es aber ab, moralische Fragen über den Markt - hier in Form von Zahlungsbereitschaft für höhere Tierschutz-Standards - zu lösen. Was das bedeutet? "Für wissenschaftliche Untersuchungen zur Zahlungsbereitschaft von Konsumenten heißt das, dass fehlender Zahlungswille nicht automatisch mit Desinteresse gleichzusetzen ist. Für die Politik bedeutet es, dass die moralische Haltung die Akzeptanz oder Ablehnung marktbasierter Regulierungsinstrumente mit beeinflusst", so Pirscher.