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Studie Ernährungswirtschaft

Made in Germany steht für Qualität

Deutschland ist für Unternehmen der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft nur zum Teil ein attraktiver Standort. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen im Auftrag der Heinz Lohmann Stiftung. Als überwiegend (sehr) gut wird das Ansehen deutscher Produkte im Ausland bewertet.

Veröffentlicht am
Colourbox.de
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Fachleute aus vier Lebensmittelbranchen wurden u. a. zum Standort Deutschland befragt und die Antworten unterscheiden sich zum Teil deutlich voneinander. Während 86 % der Experten der Bierbranche und 64 % bei Backwaren die Standortqualität Deutschlands als sehr gut oder gut bezeichnen, stufen Vertreter der Geflügelwirtschaft und der Milchbranche den Standort zu 75 % bzw. 64 % nur als befriedigend oder ausreichend ein. Bei der Beurteilung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit ist das Meinungsbild genauso heterogen. Während sie in den Branchen Backwaren und Bier überwiegend als gut eingeschätzt wird, rangiert sie in der Milchbranche und der Ernährungsindustrie bei befriedigend. Die Geflügelbranche beurteilt die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland am schlechtesten. Fast 40 % geben hier nur ein „mangelhaft“ bzw. „ungenügend“ an.

Überwiegend (sehr) gute Bewertungen erhält Deutschland von den Experten für das Image deutscher Produkte im Ausland, die Infrastruktur, die Funktionsfähigkeit der Lebensmittelüberwachung sowie die Vorreiterrolle in Bezug auf Tier- und Umweltschutzgesetze. Hinsichtlich der Verfügbarkeit von Auszubildenden und Fachkräften bewerten die Befragten den Standort kritisch.

Verbraucher auch befragt

Auch die Verbraucher wurden befragt. Acht von zehn Befragten geben hier an, dass die Herkunft „Deutschland“ für sie (auch) künftig ein wichtiges Qualitätsmerkmal sein werde. Diese Einschätzung deckt sich mit der der befragten Experten. 70 % von 521 Befragten stimmten dieser Frage bei Geflügelprodukten zu. Die deutliche Mehrheit der befragten Verbraucher findet auch, dass „es für Deutschland spricht, dass deutsche Produkte auch im Ausland nachgefragt werden“. In Bezug auf Geflügelprodukte waren es insgesamt 77 %, die dieser Frage voll / überwiegend / eher zustimmen.

Laut Prof. Dr. Rainer Kühl, Universität Gießen, zeigen die Ergebnisse, dass die Verbraucherakzeptanz gegenüber Exportüberschüssen größer ist, als von Experten erwartet. Die Ausnutzung inländischer Ressourcen zur Versorgung internationaler Lebensmittelmärkte werde aber zum Teil zunehmend kritisch gesehen. Die Untersuchung zeige, dass der Standort Deutschland bei der Lebensmittelproduktion wie auch aus Sicht der Verbraucher ein erhaltenswertes Image genieße, schlussfolgern die Wissenschaftler der Uni Gießen.

Neue Herausforderungen

Analysiert wurden auch die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den vier Branchen. Hier zwinge der starke Wettbewerb auf einem stagnierenden Lebensmittelmarkt die Unternehmen, neue Wettbewerbsmodelle zu entwickeln, so Prof. Kühl. Künftiges Wachstum ist aus der Sicht des Ökonomen in Deutschland nur möglich, wenn es der Ernährungswirtschaft gelingt, die stark fragmentierten Konsumentenbedürfnisse zu bedienen und eine erhöhte Zahlungsbereitschaft deutscher Verbraucher für Lebensmittel zu schaffen.
Risikopotenzial sieht der Gießener Forscher in den Klima- und Umweltveränderungen: Wetterbedingte Veränderungen würden künftige Erträge volatiler machen. Damit würden nicht die Mengenrisiken, sondern eher die Einkommensrisiken für Landwirte und die Ernährungswirtschaft zum großen Problem.

Zur Studie

Im Jahr 2017 hatte das Institut für Betriebslehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Universität Gießen in drei Befragungsrunden 234 Expertenmeinungen aus den Branchen Geflügelwirtschaft, Backwaren, Bier und Molkerei eingeholt (Delphi-Methode). In der dritten Runde nahmen die Experten zu den Ergebnissen einer bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung von 2 009 Konsumenten Stellung.

Grafiken zur Studie und mehr Informationen zur Heinz Lohmann Stiftung finden Sie hier.