Folgen für die Geflügelwirtschaft noch nicht absehbar
Die britische Premierministerin Theresa May strebt für die Zeit nach dem EU-Austritt beim Austausch von Agrarerzeugnissen und anderen Produkten eine Freihandelszone mit der Gemeinschaft an.
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Wie aus dem am 12. Juli 2018 vorgelegten „White Paper“ der Londoner Regierung hervorgeht, soll im Rahmen einer „wirtschaftlichen Partnerschaft“ mit der EU das bisherige Regelwerk weitgehend beibehalten und künftig eine kontinuierliche Harmonisierung vereinbart werden, um einen reibungslosen Warenaustausch ohne zusätzliche Kontrollen zu gewährleisten. Fraglich ist noch, ob die EU dieses Papier so akzeptieren wird. Erste Reaktionen aus Brüssel deuteten eher darauf hin, dass die EU-Länder diese Vorschläge nicht so einfach hinnehmen werden.
Prof. Hans-Wilhelm Windhorst beleuchtet in einem aktuellen Beitrag mögliche Folgen des Brexits für die Eier- und Geflügelwirtschaft des Vereinigten Königreiches (VK) und weist hier auf die engen Handelsbeziehungen Großbritanniens mit anderen EU-Ländern hin. Das Vereinigte Königreich ist bislang eines der führenden Mitgliedsländer der EU in der Erzeugung und im Handel mit Geflügelprodukten.
Steigende Importe bei Eiern und Geflügel
In der Eierproduktion stellen ausgestaltete Käfige und Freilandhaltung nahezu gleiche Anteile an der Erzeugung, die Bodenhaltung hat an Bedeutung verloren, die Ökohaltung gewonnen. Ein Selbstversorgungsgrad von 86 % macht beträchtliche Importe von Schaleneiern und Eiprodukten notwendig, die vorwiegend aus der EU bezogen werden.
Bei Geflügelfleisch ist trotz einer deutlichen Produktionssteigerung wegen des zunehmenden Pro-Kopf-Verbrauchs der Selbstversorgungsgrad bei Geflügelfleisch auf 75 % im Jahr 2017 gefallen. Steigende Importe an frischen und gefrorenen Erzeugnissen sowie Verarbeitungsprodukten waren die Folge. Während die frische und gefrorene Importware überwiegend aus der EU kommt, stammen die Verarbeitungsprodukte neben den Niederlanden überwiegend aus Thailand und Brasilien. Auch bei den Geflügelfleischausfuhren waren die EU-Länder im vergangenen Jahr die mit Abstand wichtigsten Handelspartner. Die enge Einbindung in die EU im Handel mit Geflügelerzeugnissen ist offensichtlich.
Der Brexit wird sich beträchtlich auf Geflügelwirtschaft im VK auswirken
Prof. Windhorst kommt zu dem Schluss, dass die Entscheidung des VK, aus der EU auszutreten, beträchtliche Auswirkungen auf die Geflügelwirtschaft des VK haben wird, unabhängig vom endgültigen Ergebnis der Austrittsverhandlungen. Dies gilt nicht nur für die Im- und Exporte von Eiern und Geflügelfleisch, sondern auch für die Ein- und Ausfuhren von Futtermitteln, Impfstoffen, lebenden Tieren und Bruteiern. Höhere Kosten bei den Einfuhren und eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit bei den Ausfuhren werden die unmittelbaren Folgen sein. Es bleibt abzuwarten, wie das endgültige Verhandlungsergebnis des Vereinigten Königreiches mit der EU ausfallen wird und wie die Geflügelwirtschaft auf die sich daraus ergebenen Herausforderungen reagieren wird.
Den ausführlichen Beitrag von Prof. Hans-Wilhelm Windhorst zur Geflügelwirtschaft im Vereinigten Königreich lesen Sie in der DGS 29/2018.