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Staatliches Tierwohllabel

Keine „ITW Plus“ als Einstiegslevel

Dass es Synergien zwischen den Kriterien eines staatlichen Tierwohllabels und der Initiative Tierwohl (ITW) geben soll, darin stimmen Wirtschaft und Politik offenbar überein. Vertreter der deutschen Geflügelwirtschaft warnen indes mit Blick auf ausländische Wettbewerber vor zu hohen Anforderungen beim staatlichen Label.

Veröffentlicht am
colourbox.de
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Die erste Stufe eines staatlichen Tierwohllabels muss sich an der Initiative Tierwohl (ITW) orientieren. Forderungen bezüglich einer „ITW Plus“ als unteres Level für das staatliche Label seien nicht realisierbar. So gehe ein Großteil des Geflügelfleisches in Deutschland in den Großverbraucherbereich. Bei einem staatlichen Label mit „ITW Plus“ als Einstiegsstufe würden den deutschen Erzeugern Marktanteile verloren gehen. Darauf machten Ge­flü­gel­fleisch­ver­markter auf den Mitgliederversammlungen des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger und des Verbandes Deutscher Putenerzeuger im Mai 2018 eindringlich aufmerksam.

Kriterien der ITW modifizieren

Der Agrarstaatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Hermann Onko Aeikens, verdeutlichte indes gegenüber dem Nachrichtendienst AgraEurope (AgE), dass die Kriterien der Brancheninitiative Tierwohl modifiziert werden müssten, um der geplanten ersten Stufe des Tierwohlkennzeichens und den Vorstellungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums gerecht zu werden. Nur so könnten Fördermöglichkeiten durch die Europäische Kommission für teilnehmende Betriebe genutzt werden.

QS-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Nienhoff plädiert dafür, die Kriterien der Initiative Tierwohl weiterzuentwickeln, um die Voraussetzungen für eine Verknüpfung mit dem staatlichen Label zu schaffen. Die Wirtschaft werde dem Ministerium dazu in den kommenden vier bis sechs Wochen einen Vorschlag unterbreiten, der neben modifizierten Kriterien Lösungen für Fragen der Organisation sowie der Finanzierung über den Markt enthalten werde. „Die Wirtschaft will den Erfolg des Labels“, betonte Nienhoff gegenüber AgE. Dazu zähle, dass man eine „gewisse Breitenwirkung“ ebenso gewährleisten müsse wie die Umsetzung im Markt. „Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und der Lebensmittelhandel brauchen Planungssicherheit“, so der QS-Geschäftsführer.

ITW deckt 70 Prozent des Geflügelmarktes ab

Für Nienhoff sei das Modell der ITW das erste erfolgreiche, das mehr Tierwohl auf breiter Ebene in die Ställe bringe. Von den Maßnahmen profitierten aktuell 572,4 Mio. Hähnchen und Puten sowie 25,3 Mio. Schweine. Das entspreche einer Marktabdeckung von etwa 70 % bei Geflügel und 20 % beim Schwein.  Für den Erfolg eines staatlichen Tierwohllabels liege es daher nahe, auf die Initiative Tierwohl zurückzugreifen. ITW-Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs habe bereits die Bereitschaft der Träger der Brancheninitiative für eine Weiterentwicklung des Konzepts erklärt.