Haltung von Legehennen: Genauer hinschauen
Seit Anfang des Jahres stallen die Legehennenhalter in Deutschland nur noch Junghennen mit intakten Schnäbeln ein. Wie sie diese neue Herausforderung meistern, davon berichteten Landwirte und Berater auf dem NRW Geflügeltag am 7. Mai 2018 in Haus Düsse.
- Veröffentlicht am

"Wenn die Durchgänge gut laufen, können wir Leistungen erzielen, wie mit kupierten Hennen. Es gibt allerdings Herden, die plötzlich ausbrechen. Deshalb ist die Situation im Mittel schlechter geworden, als vor dem Verzicht auf das Schnabelkürzens“, fasste Karl-Frieder Kottsieper, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Nordrhein-Westfalen (NRW) seine Eindrücke zum Thema "Haltung schnabelungekürzte Legehennen" zusammen, das einen Schwerpunkt auf dem NRW-Geflügeltag 2018 bildete.
Halten Sie sich an die Empfehlungen
„Es klappt ganz gut, wenn die bisherigen Empfehlungen zur Beschäftigung der Tiere, zur Fütterung, zur Gesundheitsprophylaxe sowie Hygiene eingehalten werden“, erläuterte Inga Garrelfs, Geflügelberaterin im Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Die Haltung von Legehennen mit intakten Schnäbeln funktioniere aber nicht mit vorgeschädigten Junghennen, einem hohen Parasitenbefall der Tiere, oder etwa bei mangelhafter Belüftung des Stalls, so die Erfahrung der Referentin.
Zu Problemen mit Federpicken und Kannibalismus komme es häufig auch im Frühjahr durch den höheren Lichteinfall in die Ställe. Daher sprach sich die Geflügelberaterin dafür aus, Legehennenhaltern die Möglichkeit einzuräumen, im Notfall und in Absprache mit dem Tierarzt den Stall vorübergehend zu verdunkeln. Darüber hinaus bedauerte sie, dass für die Haltung von Junghennen bisher keine verbindlichen „Spielregeln“ existieren, denn Junghennen sind bisher nicht in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) erfasst.
Daten kontrollieren und noch genauer hinschauen
Vernachlässigt werde in vielen Betrieben bisher noch das kontinuierliche Controlling der Leistungsdaten. So empfahl Garrelfs den Legehennenhaltern, im Zeitraum Einstallen bis Legespitze wöchentlich 30 bis 50 Tiere einzeln zu wiegen um z. B. ein Auseinanderwachsen der Herde frühzeitig zu erkennen und gegen zu steuern.„Ich würde mir wünschen, dass die Tierhalter noch genauer hingucken“, sagte Garrelfs.
Die Aufzucht verbessert
„Junghennen sollen mit einem breiten Toleranzbereich zum Legehennenhalter kommen. Das bedeutet, dass sie dort vorübergehenden Abweichungen vom Haltungsoptimum standhalten und ihr Organismus nicht aus dem Gleichgewicht gerät“, beschrieb Hans Rühmling, Geschäftsführer der Geflügelvermehrung Friedrichsruh GmbH & Co.KG, das übergeordnete Ziel seines Unternehmens.
Um dies zu erreichen, habe man die Junghennenaufzucht in den letzten Jahren optimiert. Beispielsweise wurde die Besatzdichte in den Volieren im Vergleich zu 2008 um 10 % reduziert und die Tierbetreuung intensiviert. So verbringen die Tierbetreuer heute viel mehr Zeit im Stall, um die Tiere zu beobachten und das Beschäftigungsmaterial einzubringen als noch vor zehn Jahren. Verbessert wurde darüber hinaus auch die Kommunikation mit dem Legehennenhalter: Während es früher nur um den Liefertermin gegangen sei, tauschten Aufzüchter und Legehennenhalter heute die Informationen über Futtersorte, Beleuchtung, Futterzeiten, und Beschäftigung der Tiere aus.
Das Erreichen des Zielgewichts sei oberstes Ziel, weil körperlich unterentwickelte Tiere in Sachen Federpicken und Kannibalismus potenzielle Opfer darstellen.
An der Logistik für die Beschäftigung gefeilt
Georg Ostermann, Legehennenhalter aus dem nordrhein-westfälischen Fröndenberg-Warmen, hat bereits 2015 die ersten Hennen mit unbehandelten Schnäbeln im Rahmen eines Pilotprojekts eingestallt und schon vieles ausprobiert. Derzeit werden in dem Unternehmen 65 000 Hennen in vier Altersgruppen in Farmer Automatic-Volieren gehalten, teils in Doppelstock.Aus arbeitstechnischen Gründen legt der Geflügelhalter größten
Wert darauf, dass der logistische Aufwand zum Einbringen von tierwohlfördernden Materialien in die Ställe möglichst gering ist. Deshalb hat er z. B. für die Einstreu und Beschäftigung der Tiere von Luzernenheu auf Rapsstroh in Quaderballen umgestellt, weil er Rapsstroh pr eisgünstig und in großen Mengen in die Ställe befördern und dort verteilen kann.Mit einer neuen Mühle als Teil der eigenen Misch- und Mahlanlage und einem Gerstenanteil von derzeit 15 % hat Georg Ostermann außerdem das Futter dem Bedarf der schnabelunbehandelten Legehennen angepasst. Das Futter ist nun gröber und es hat einen höheren Anteil Rohfaser.Zur Verbesserung des Tierwohls können die Hennen im Scharraum in Gesteinsmehl staubbaden. Diese Maßnahme trägt gleichzeitig auch zur Parasitenbekämpfung bei.
Auch die Mast langsamer wachsender Hähnchen war Thema auf dem NRW-Geflügetag. Mehr dazu in der DGS 21/2018.