Hühnerkot wertvoll machen
Ein Ansatz, den Phosphor-Kreislauf zu schließen, sind technische Lösungen. Die von der FH Münster und der Fa. Thiel entwickelte Anlage hygienisiert Rückstände wie Gärreste aus Biogasanlagen oder Hühnerkot und wandelt sie so in transportfähigen phosphorhaltigen Dünger um.
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Gülle, Reste aus Biogasanlagen und andere phosphorhaltige Rückstände, die hierzulande anfallen, sind eine wichtige alternative Phosphorquelle. In Gebieten mit intensiver Tierhaltung fällt jedoch so viel davon an, dass beispielsweise das Grundwasser und Seen belastet werden. Gemeinsam mit der Fa. Thiel (Löningen) hat die Fachhochschule Münster (FH, Steinfurt) eine Möglichkeit gefunden, mit der nährstoffreiche Rückstände zu einem transportfähigen und verkaufsfertigen Dünger umgewandelt werden können. „Durch Zugabe von Branntkalk werden die schlammigen Rückstände in der Anlage entwässert und bei Bedarf gereinigt, sodass die Masse am Ende auch den Vorschriften entspricht und als Dünger oder Biogassubstrat genutzt werden kann“, fasst Prof. Dr. Christof Wetter von der FH Münster zusammen.
Überschuss und Mangel ausgleichen
„So behebt der Überschuss an der einen Stelle den Mangel an einer anderen. Damit leistet das Vorhaben einen wichtigen Beitrag, den Phosphorkreislauf nachhaltig zu schließen“, erläutert Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Sie unterstützt das Vorhaben fachlich und finanziell mit insgesamt 250 000 Euro.Die von der FH Münster und der Fa. Thiel entwickelte Anlage bietet die Möglichkeit, Rückstände wie Gärreste aus Biogasanlagen oder Hühnerkot zu hygienisieren und so in transportfähigen, phosphorhaltigen Dünger umzuwandeln.
„Während des Prozesses in der neuen Anlage kann nun gleichzeitig das Ammonium – in Form von Ammoniak – gezielt entzogen und ebenfalls zu Dünger weiterverarbeitet werden“, so Alfred Thiel, Geschäftsführer der Fa. Thiel. Bisher können Reststoffe mit hohem Ammoniumgehalt wie Hühnermist nur sehr begrenzt in Biogasanlagen verwertet werden, da der Stoff die Gärung stört. Die verbliebene Masse könne dadurch alternativ in größeren Mengen in Biogasanlagen vergärt werden.
Optional auch Mais ersetzen
In dem anschließenden, ebenfalls DBU-geförderten Folgeprojekt prüfen die Projektpartner nun unter anderem, inwieweit der aufbereitete Hühnermist bisher genutzte Pflanzen wie Mais in der Biogasproduktion ersetzen kann. „Wir sehen noch erhebliches Entwicklungspotenzial in der Aufbereitungstechnik“, meint Thiel. Für kleinere Betriebe, die sich eine solche Maschine allein nicht leisten könnten, sei es denkbar, ihre Rückstände in zentralen Anlagen zu sammeln und so die enthaltenen Nährstoffe zu nutzen.
So lange Phosphor nicht wiederverwendet wird, besteht die Gefahr, eine der von internationalen Experten definierten Belastungsgrenzen des Erdsystems zu überschreiten und die Chance zu verpassen, die 2015 beschlossenen globalen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen langfristig zu erreichen.