Politik soll wissenschaftliche Fakten berücksichtigen
Auf der Tagung der Regionalgruppe Nord-Ost des Deutschen Verbands Tiernahrung e. V. (DVT) in Hamburg betonte DVT-Regionalgruppenvorsitzender Dr. Gunnar Springer wie wichtig die Weiterentwicklung der europäischen Agrarpolitik sei: „Wir brauchen den ungehinderten Zugang zu den internationalen Rohstoffmärkten unter quantitativen und qualitativen Gesichtspunkten. Wer glaubt, wir könnten uns allein mit Rohstoffen aus Europa versorgen, irrt.“
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Nach den vorläufigen statistischen Erhebungen haben die Mischfutterunternehmen im Kalenderjahr insgesamt 24,1 Mio. t Mischfutter hergestellt. Das ist somit ein ganz leichtes Plus von 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit wurde die zweithöchste jemals in Deutschland hergestellte Produktionsmenge erreicht, nur 2014 war die Menge mit ca. 24,5 Mio. t etwas höher. Rund 11,7 % des gesamten Mischfutters wurde in Hamburg und Schleswig-Holstein produziert, weitere 6,6 % in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
2017 war besonders erfreulich die Absatzsteigerung in der von der Bundesanstalt für Ernährung (BLE) statistisch erfassten Region Ost von rund 5,4 %. Der Absatzzuwachs im Norden war mit 1,5 % nur minimal. „Die Entwicklungen beim Milchpreis, die drohende Schweinepest, die Initiative Tierwohl und das von der neuen Bundesregierung angekündigte staatliche Tierwohl-Label – dies alles sind Faktoren mit beachtlichem Einfluss auf die weitere Entwicklung unserer Branche“, so Dr. Springer.
Fairen Welthandel mit Sojabohnen zulassen
Prof. Dr. Friedhelm Taube, Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Universität Kiel, appellierte in seinem Vortrag an die verantwortlichen Akteure der Agrarpolitik in Deutschland, den eindeutigen Einfluss von Lobbygruppen auf agrarpolitische Entscheidungen zu reduzieren. Für das im Raum stehende Verbot von Glyphosat sieht Taube keine wissenschaftliche Evidenz, ebenso für die damit assoziierte Forderung nach gentechnikfreiem Soja aus Südamerika.
Für den Einsatz von Glyphosat warb er dafür, Sorge zu tragen, dass für die in Südamerika erzeugten Sojabohnen verbindlichen Zertifizierungssysteme den Ansprüchen an eine nachhaltige Produktion (Fruchtfolge, Sozialstandards etc.) genügen. Die aus dieser Region kommende Ware diene dem fairen Welthandel und sei für Deutschland eine bessere Alternative als die Suggestion, man könne mit heimischem Körnerleguminosenanbau auch nur ansatzweise Bedarfslücken schließen.