Auf der Suche nach den Picker-Genen
In Hohenheim wurden kürzlich die Ergebnisse des Projektes "Haltung von Legehennen mit unbehandeltem Schnabel" der Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH vorgestellt.
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Die erfolgreichste Methode, so ein Resumee von Prof. Dr. Michael Grashorn von der Universität Hohenheim, sei eine bessere Futtergestaltung und allgemein eine vielseitige Beschäftigung der Tiere. „Hühner sind von Natur aus Futtersucher und instinktiv den ganzen Tag mit der Suche nach etwas Essbarem - und damit mit Picken - beschäftigt.“ In Legehennenbetrieben jedoch gebe es feste Fütterungszeiten. Sei die dauerhafte Futtersuche nicht gegeben, picken einige von ihnen los. Bereits hier könnten die Betriebe ansetzen, indem sie die Tiere ausreichend beschäftigen.
Weniger Licht, weniger Picken
Eine weitere Möglichkeit, das Federpicken zu reduzieren, so Grashorn, sei die Lichtsteuerung. Gesetzlich vorgeschrieben sei eine Belichtungsstärke von 20 Lux. Für ein Hühnerauge sei das zu grell. „Hühner bevorzugen eine Beleuchtungsstärke von 5 Lux, das heißt ein Freilandhuhn empfindet bereits das Sonnenlicht als viel zu grell und unangenehm. Viele vergessen oder wissen nicht, dass Hühner ursprünglich einmal Dschungelbewohner waren und im Dickicht der Bäume nach Körnern gesucht haben. Hühner mögen es dunkler.“
Vor allem im Bereich der Lichtregulierung hätten die Betriebe so eine Möglichkeit, auch dann zu reagieren, wenn alle anderen Maßnahmen scheitern und das Picken weitergeht. „Es geht darum, ein angenehmes Umfeld für die Tiere zu schaffen.“
Was kann die Züchtung tun?
Auf Dauer suchen die Forscher nach Möglichkeiten, das Picken komplett auszulöschen – beispielsweise durch genetische Veränderungen. „Wir wissen, dass zwar 85 Prozent des Picker-Verhaltens über die Umwelt beeinflusst wird, 15 Prozent aber auch einen genetischen Ursprung hat.“ Leider gebe es nicht ein einzelnes bestimmtes Gen, das das Federpicken auslöst, erklärt Prof. Dr. Grashorn weiter. „Es ist ein Zusammenspiel von mehreren Genen. Diesen genetischen Schalter, der das Picken auslöst, gilt es zu beseitigen. Daran forschen wir.“
Neben gezielter Züchtung, genetischen Veränderungen und den nichtinvasiven Methoden, die von den Betrieben selbst und sofort umgesetzt werden können, untersuchen weitere Wissenschaftler der Universität Hohenheim in einem vom DFG geförderten Projekt aktuell auch, was beispielsweise im Gehirn oder dem Darm eines Federpickers passiert. „Falls es auch hier Unterschiede zu Nicht-Pickern gibt, können wir so Methoden entwickeln, das Picken weiter einzudämmen.“
Hintergrund: Methodik und Versuchsbeschreibung
Für die Genanalysen wurde den Tieren Blut und im aktuellen Projekt auch Hirngewebe entnommen. In der aktuellen Generation werden rund 550 Tiere untersucht (2017 bis 2018). Für die Untersuchung der Lichtpräferenz arbeiten die Wissenschaftler mit verschiedenen Lichtquellen, die sich in ihren physikalischen Eigenschaften (z.B. Wellenlänge, Lumen, Frequenz) unterscheiden. Dabei werden die Tiere entweder über eine bestimmte Zeit einer spezifischen Lichtquelle ausgesetzt, oder sie können selber die jeweils angenehmste Lichtquelle wählen. Aus den Verhaltensmustern der Tiere wird dann auf die bevorzugte Lichtquelle geschlossen. Diese Versuche wurden in der Regel mit 50 bis 100 Hennen durchgeführt (2010 bis 2014).
Um zu schauen, ob sich das Federpicken durch eine ausreichende Beschäftigung reduzieren lässt, haben die Wissenschaftler den Tieren verschiedene Beschäftigungsmaterialien (z. B. Luzerneballen, CDs, Picksteine, Weizen in der Einstreu) angeboten. Die Hennen hatten somit immer eine bestimmte Beschäftigungsquelle über einen definierten Zeitraum zur Verfügung, danach wurde gewechselt. Dabei wurde beobachtet, wie gut die Tiere das Beschäftigungsmaterial annehmen. In der Untersuchung waren etwa 180 Legehennen (2016).
Einen ausführlichen Bericht zur Abschlussveranstaltung zum Projekt "Haltung von Legehennen mit unbehandeltem Schnabel" in Baden-Württemberg finden Sie in der DGS 10/2018.
Eine Expertenliste zum Thema Tierwohl der Universität Hohenheim finden Sie hier.