Können Impfungen schützen?
Das Impfen von Geflügelbeständen im Falle von Aviärer Influenza (AI) wird seit langem kontrovers diskutiert. Im Workshop des Wissenschafts- und Informationszentrums für Nachhaltige Geflügelwirtschaft (WING) und der Hochschule Osnabrück tauschten sich Anfang Dezember an der Universität Vechta Experten über die Vor- und Nachteile des Impfens aus.
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Die Fachleute waren sich einig, dass es sich bei dem Thema AI um einen komplexen Sachverhalt handelt, der sich nicht mit einem einfachen Pro oder Contra bewerten lässt. Darüber hinaus müsse auch zwischen Impfverfahren bei den anzeige- und bekämpfungspflichtigen Subtypen der Aviären Influenza H5 und H7 und den nicht anzeige- und bekämpfungspflichtigen Subtypen, wie z. B. H9, unterschieden werden.
Konzepte intellgent verknüpfen
Dr. Klaus-Peter Behr stellte die Vor- und Nachteile einer möglichen Impfung anhand von Thesen dar und kam zu dem Schluss, dass Seuchenbekämpfungskonzepte mit und ohne Einsatz von Impfstoffen intelligent miteinander verknüpft werden könnten. Er verwies unter anderem auf den erfolgreichen Einsatz von Impfstoffen beim Auftreten von Aviärer Influenza des Subtyps H9. Bei den Subtypen H5 und H7 waren sich Dr. Erwin Sieverding und Dr. Klaus Peter Behr jedoch einig, dass der Einsatz von Impfstoffen erst dann sinnvoll ist, wenn wesentliche Kernfragen abschließend geklärt sind. Hier seien zum Beispiel internationale Handelsbeschränkungen zu nennen und der marktfähige Einsatz von sogenannten Markerimpfstoffen, die es ermöglichen, geimpfte und infizierte Tiere voneinander zu unterscheiden.
Dr. Ursula Gerdes beurteilte den Einsatz von Impfstoffen aus Sicht der Niedersächsischen Tierseuchenkasse, die bereits in der Vergangenheit an der Finanzierung von Impfprogrammen zur Prävention wesentlich beteiligt war. Der Einsatz von Impfstoffen bei den Subtypen H5 und H7 wurde nicht kategorisch ausgeschlossen. Rechtlich denkbar sei die Anwendung von Notimpfungen in ausufernden Seuchengeschehen, die alle soweit vorhandenen Möglichkeiten in der Bekämpfung übersteigen. Dr. Gerdes verwies in diesem Zusammenhang aber auch auf die massiven Restriktionen, die sich einer solchen Maßnahme anschließen würden. Dies sei für Tierhalter jedoch aktuell keine tragbare Situation.
Dr. Daniel Windhorst stellte die internationale Entwicklung bei der Bekämpfung von Salmonellen dar und verwies auf sehr erfolgreiche Impfprogramme, die zu einer wesentlichen Reduktion beim Auftreten von Salmonellen in der Geflügelhaltung und beim Menschen geführt haben. Den Lebendimpfstoffen komme hier eine besondere Bedeutung zu, da diese sich durch eine exzellente Wirksamkeit, Sicherheit und Applikationsmöglichkeiten auszeichnen. Die Einführung der Pflichtimpfung in der EU sei ein gutes Beispiel dafür, dass mit effektiven Impfstoffen ein sinnvoller Breitenschutz ermöglicht werden könne.