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Medien

WDR-Reporterin verzichtet auf Stallbesuch

Am 29. November 2017 berichtete das WDR-Verbrauchermagazin „Markt“ u. a. mit illegal aufgezeichneten Tierrechtler-Bildern über die Initiative zur Herkunftskennzeichnung von Geflügelfleisch in der Gastronomie. Die Redakteurin des öffentlich-rechtlichen Senders lehnt zeitgleich aber ein Angebot des ZDG für einen Blick in die Realität bzw. den Stall ab.

Veröffentlicht am
Gnauk
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Das in höchstem Maße verbraucherrelevante Thema Herkunftskennzeichnung dient dem WDR wohl lediglich als allzu willkommener thematischer Aufhänger für einen Fernsehbeitrag, der die hohen Standards in der deutschen Geflügelfleischerzeugung grundsätzlich in Frage stellt. In der Sendung wurden offenbar auch Aufnahmen von Tierschutz-/Tierrechtsaktivisten aus einem Hähnchenstall in Nordrhein-Westfalen gezeigt, die vermutlich bei einem nächtlichen Eindringen in den Stall gemacht wurden. Die Bilder zeigen einzelne verletzte und tote Tiere, die dem Anschein nach bereits länger verendet in der Einstreu liegen.

Wichtiges Thema Herkunftskennzeichnung dient offenbar nur als Aufhänger

„Es ist die altbekannte Methodik zu erwarten, wie sie Fernsehzuschauern in den vergangenen Jahren dutzendfach aufgetischt wurde“, sagt Dr. Thomas Janning, Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG), der im WDR-Beitrag zu den Themen Herkunftskennzeichnung und Geflügelhaltung zu Wort
kommen sollte. NGOs nutzen derartige Bilder gern für eine pauschale Systemkritik: „Aktivisten dringen heimlich in einen Stall ein, bringen durch diese nächtliche Ruhestörung Unruhe in die Herde, filmen einzelne verletzte oder tote Tiere, bieten die Bilder einem Fernsehsender an und hoffen, durch eine dramaturgisch geschickt aufgezogene Geschichte ihr Ziel zu erreichen – und das ist nichts weniger als die Abschaffung der Nutztierhaltung in
Deutschland.“

Allen Emotionen zum Trotz, die der Anblick eines toten Tieres bei jedem Einzelnen sicher
auslöst, müsse den Fernsehzuschauern dabei stets auch bewusst sein, dass in jedem
Nutztierbestand auch Tiere während der Aufzucht sterben. "Die Mortalität in
der Hähnchenhaltung liegt bei niedrigen 2 bis 3 Prozent. Das Auffinden einzelner toter Tiere ist daher mitnichten ein Beleg für eine nicht ordnungsgemäße Tierhaltung“, wehrt sich Janning gegen eine pauschale Verurteilung eines Landwirts und Nutztierhalters allein aufgrund eines solchen Videos.

Macht der WDR sich zum Werkzeug von Aktivisten?

Stattdessen lädt der ZDG zu einem Blick in die Realität ein: Damit sich die WDR-Redakteurin in ihrem Urteil nicht auf Fremdaufnahmen von interessengesteuerten Aktivisten verlassen muss, hat ZDG-Geschäftsführer Janning ihr angeboten, den konkreten, dem ZDG nicht namentlich bekannten Betrieb ohne jede vorherige Ankündigung zu besuchen und sich selbst ein Bild von den Zuständen vor Ort zu machen. Das hat die Redakteurin nicht getan. Janning zeigt sich in hohem Maße enttäuscht darüber, dass der WDR dieses Angebot von Transparenz und Offenheit ausgeschlagen hat und sich bewusst nur auf einseitige Aufnahmen fragwürdiger Herkunft stützt: „Offenbar geht es doch nur um schnelle Effekte und Emotionen. Da muss auch die kritische Frage erlaubt sein, ob sich der WDR nicht zum Werkzeug von Aktivisten macht.“

Mit ihrem Vorstoß für die Herkunftskennzeichnung von Geflügelfleisch in der Gastronomie setzt sich die Geflügelbranche dafür ein, das Verbraucherrecht auf umfassende Information zu stärken. Denn während es im Lebensmitteleinzelhandel eine Pflichtkennzeichnung für Geflügelfleisch gibt, ist für den Gast im Restaurant, in der Kantine oder am Imbiss die Herkunft des Fleisches nicht ersichtlich. Die große Mehrheit der Deutschen bemängelt diese fehlende Transparenz: 78 Prozent sprechen sich in einer repräsentativen Umfrage für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie aus (Geflügel-Charta.de).