Kritik an neuen WHO-Leitlinien
AnimalhealthEurope und der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) kritisieren die jüngst von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) neu veröffentlichten Leitlinien zur Anwendung von humanmedizinisch wichtigen Antibiotika bei Nutztieren. Sie tragen, entgegen vorhergehender Aussagen zu einem kooperativen und koordinierten Ansatz, dem „One-Health“-Ansatz keine Rechnung und ignorieren die Bedeutung gesunder Tiere für sichere Lebensmittel sowie eine nachhaltige Landwirtschaft.
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Die Tiergesundheitsindustrie unterstützt den „One Health“-Ansatz der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zur Kategorisierung von wichtigen Antibiotika. In der Veterinärmedizin bestehe ein Bündel von Maßnahmen. Diese reichen von der Erfassung der verbrauchten Antibiotikamengen, über Leitlinien zur Abgabe und Anwendung sowie auch Einschränkungen bis hin zum Resistenzmonitoring und der Erfassung von Resistenzdaten bei der Zulassung von Tierarzneimitteln.
Mit der Einführung des Antibiotikaminimierungskonzeptes in Deutschland wurden weitere Maßnahmen ergriffen, die zu einer deutlich rückläufigen Antibiotikanutzung in der Veterinärmedizin führen. Die Abgabemengen von Antibiotika an Tierärzte haben sich seit 2011 um fast 57 % reduziert. Der Anteil der für die Humanmedizin sehr wichtigen Antibiotika beträgt dabei weniger als 1,1 %. Der von der WHO beanstandete Einsatz von Antibiotika als Leistungsförderer ist in Deutschland und Europa schon seit 2006 verboten.
Laut BfT sollten Anwendungsbeschränkungen von bestimmten Antibiotikaklassen auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Eine pauschale Reduktion der Antibiotikaanwendung, insbesondere bei gleichzeitiger Einschränkung der verfügbaren Wirkstoffe führt nicht automatisch zu der gewünschten Vermeidung bestimmter Resistenzen. Das Gegenteil kann bewirkt werden, wenn z. B. erforderliche Dosierungen oder die notwendige Behandlungsdauer zum Zweck der Reduktion unterschritten werden.