Antibiotikaeinsatz richtig regulieren
Der Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung kann durch Minimierungskonzepte erfolgreich reduziert werden. Aber um dauerhaft weniger Antibiotika einzusetzen, sollte die Tiergesundheit bei der Regulierung der Medikamente stärker als bisher berücksichtigt werden.
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Zu diesem Schluss kommt die Politikwissenschaftlerin Dr. Carolin Höhlein von der Universität Duisburg-Essen in ihrer Dissertation. Höhlein verglich für ihre Forschungsarbeit erstmals den Erfolg der Reduktionsmaßnahmen von Antbiotika aus Dänemark, den Niederlanden und Deutschland. Die Minimierungskonzepte seien in allen drei Ländern erfolgreich gewesen seien, teilte Höhlein mit. So habe die Ausgabemenge in Deutschland von 2011 bis 2016 um 56,5 % auf 742 t abgenommen, erklärte die Wissenschaftlerin. Auch in den Niederlanden, im Jahr 2007 noch europäischer Spitzenreiter beim Antibiotikaeinsatz, sei eine erfolgreiche Reduktion durchgeführt worden. Dänemark habe es zugleich geschafft, seinen Einsatz auf vergleichsweise niedrigem Niveau zu halten.
Minimierung nicht um jeden Preis
Höhleins Untersuchung deckte allerdings auch Schwachstellen in den verwendeten Konzepten auf. So sei insbesondere die Erfassung sehr aufwendig und trage auch dazu bei, die Tierhalter unter Druck zu setzen, zumal diese Verbesserungen nachweisen müssten, erklärte die Forscherin. Dadurch entstehe die Gefahr, dass verkürzt oder gar nicht behandelt werde, was wiederum zu Lasten der Tiere gehe und die Entwicklung weiterer Resistenzen begünstige. Um dauerhaft weniger Antibiotika einzusetzen, sollte die Tiergesundheit daher bei der Regulierung des Antibiotikaeinsatzes stärker als bisher berücksichtigt werden
Alle drei Länder setzen Höhlein zufolge auf ähnliche Maßnahmen. So könne nur ein Veterinär nach der Untersuchung und der Behandlung der Tiere die Medikamente verschreiben, während zugleich die Abgabemengen und die Resistenzentwicklungen überwacht würden. Entscheidend seien dabei die Benchmarkingsysteme für die Betriebe, hob die Forscherin hervor. Diese erfassten die Einsatzraten, was wiederum den Vergleich von ähnlichen Betrieben und Tiergruppen ermögliche. Dadurch seien die intensivsten Nutzer schnell zu erkennen und würden in Dänemark beispielsweise mit einer „gelben Karte“ verwarnt; im Extremfall könne es hier sogar zur Schließung kommen.