Geflügelhalter fordern Bezahlung für Tierwohl
„Es nützt uns nichts, wenn wir im Tierschutz Spitze, aber im marktwirtschaftlichen Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig sind“, so Friedrich-Otto Ripke, Vorsitzender des NGW.
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„Wir haben geliefert! Wir haben auch investiert, und jeder Tierhalter muss im täglichen Arbeitsablauf aktuell einen deutlich höheren Zeitaufwand und höhere Produktionskosten in Kauf nehmen!“ Das betonte Friedrich-Otto Ripke, der Vorsitzende des Landesverbandes der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW), am 4. Juli 2017 auf der Pressekonferenz anlässlich der Mitgliederversammlung seines Verbandes vor Vertretern der Presse einschließlich des TV-Senders NDR.
In gleichem Maße gestiegene Erzeugerpreise für die ca. 1.500 Mitgliedsbetriebe gebe es allerdings bis heute nicht, kritisierte Ripke. Das sei für niedersächsische Nutztierhalter existenzgefährdend und habe ein überdurchschnittliches Höfesterben zur Folge. Besonders betroffen seien davon kleinere Betriebe.
„Es hilft weder uns, noch der Politik und Niedersachsen, wenn wir im Tierschutz Spitze, aber im marktwirtschaftlichen Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig sind“, brachte der Vorsitzende das Dilemma auf den Punkt. „Und es nützt weder dem starken Ernährungsgewerbe in Niedersachsen mit über 6 Mrd. Euro Jahresumsatz und mehr als 15.000 Arbeitsplätzen, noch der positiven Entwicklung unserer ländlichen Regionen!“ Den entscheidenden Nutzen trügen hingegen die auf maximalen Gewinn und höhere Marktanteile ausgerichteten Länder mit ungebremst wachsender Geflügelproduktion wie Polen, Ukraine und Brasilien davon. Tierschutzkosten spielten dort eine untergeordnete Rolle, entsprechend niedrig seien die Tierschutzstandards. Deren günstiger erzeugten Produkte gelangten als Zutaten von z. B. Nudeln, Keksen oder Wurst nach Deutschland, ohne dass der Verbraucher das erkenne.
Abhilfe könne nur eine Herkunftskennzeichnung schaffen, ging Ripke auf eine zentrale Forderung der deutschen Geflügelwirtschaft ein. „Wenn die Politik mehr Tierschutz in Deutschland will, muss sie einen geeigneten Rahmen dafür schaffen. Sie muss ihren Entscheidungen faktenbasierte Folgeabschätzungen vorausstellen und sich nicht von postfaktischen Idealvorstellungen leiten lassen!“ mahnte Ripke an.
Die Pressekonferenz hatte gemeinsam mit den Teilnehmern einer im Vorfeld der Mitgliederversammlung veranstalteten Podiumsdiskussion stattgefunden. Das waren Dr. Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), Gert Lindemann, Vorsitzender des BMEL-Kompetenzkreises Tierwohl, Dr. Ludger Breloh von der REWE-Group sowie Hähnchenmäster Thomas Korte vom Vorstand des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger.