Ganzjährige Vermarktung ankurbeln
Die in Deutschland erzeugte Weidegans ist ein „Premiumprodukt“, denn sie kommt vielen Kundenwünschen nach. Trotzdem liegt der Selbstversorgungsgrad bei nur 18,3 %.
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Die in Deutschland erzeugte Weidegans ist ein „Premiumprodukt“, denn sie kommt vielen Kundenwünschen nach. Dazu gehört die bäuerliche Haltung mit Trend zur Regionalität. Am 9. Mai 2017 führten der Naturland e.V. und die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (AMG) zum dritten Mal einen Praxistag für Gänsehaltung in Bernburg-Strenzfeld durch. Dabei bildeten in diesem Jahr der Kunde, der Markt und die Vermarktung den Schwerpunkt der Vorträge.
Mit seinen einleitenden und begrüßenden Worten machte Hans-Jürgen Schulz, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt, den Erzeugern Mut: Bei einem Produkt, das sehr hoch geschätzt wird, sei noch „Luft nach oben“. Denn obwohl sich der Selbstversorgungsgrad in den letzten 25 Jahren fast verdoppelt hat, liegt er gegenwärtig bei nur 18,3%. Auch die Praktiker wissen, dass noch Spielraum bei der Vermarktung besteht.
Vorhalten von Stallungen ist nicht wirtschaftlich
Aber es gibt auch Umstände, die eine Ausweitung der Erzeugung erschweren. Dazu gehört die Gefahr, dass beim erneuten Auftreten der Vogelgrippe wieder die Stallpflicht ausgerufen werden kann. Damit wäre eine Gänsemast mit integrierter, möglichst langer Weideperiode nicht mehr möglich – denn die Kosten, die den Mästern durch das Vorhalten von Ställen entstehen würden, lassen sich nicht durch den Verkauf der Schlachtkörper decken. Zudem würde die Erzeugung des Produkts nicht mehr den Vorstellungen der Verbraucher entsprechen.
Eine generelle Herausforderung ist zudem, dass die Gans in vielen Gegenden Deutschlands ein reines Saisonprodukt ist und oft nur als Festtagsbraten zu Weihnachten auf den Tisch kommt. Auf der Tagung wurden deshalb Möglichkeiten diskutiert, wie sich die Vermarktung von Gänsen ausweiten lässt.
Kunden bevorzugen die Weidegans
Markus Reh, Regionaleinkäufer bei Edeka Brandenburg, konnte bestätigen, dass seine Kunden die Weihnachtsgans vom Grünland bevorzugen. Die Weide, auf der die Gänse gehalten werden, hat laut Autor und Referent Dr. Manfred Golze mindestens zwei Aufgaben. Zum einen muss sie die Weidegänse in möglichst gut ernähren: Bis zu 61% der benötigten Energie kann die Gans mit dem ihr zur Verfügung gestellten Grünfutter decken. Aus Sicht der Vermarktung sollte sie zum anderen so gestaltet sein, dass sie als effektive Kundenwerbung dienen kann. Anett Grey vom Edeka-Regionalvertrieb Sachsen-Anhalt stellte noch einmal heraus, dass es für die gelungene Vermarktung von Weidegänsen einer intensiven Vorbereitung bedarf.
Auch Dr. Christian Schmidt, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft, stellte heraus, dass es sich lohnt, den Trend hin zur Regionalität und höherer Qualität bei Lebensmitteln für die Vermarktung der Weidegans zu nutzen. Wichtig dafür sei auch der besondere Geschmack, durch den sich die Weidegans von anderen abhebe. Die Wirtschaftlichkeit der Gänsezucht und Mast könnte zudem verbessert werden, wenn es gelinge, Gänse oder Produkte von der Gans über einen größeren Zeitraum des Jahres am Markt zu etablieren. Dies würde sich besonders für Gössel aus frühen Schlüpfen im Jahr lohnen. Erste Ansätze zu einer Sommer- oder Stoppelgans gibt es bereits. Auch der generelle Trend zu einem insgesamt geringeren Fleischverbrauch pro Kopf, aber mehr Geflügelfleisch könnte eine ganzjährige Vermarktungsstrategie unterstützen, so Wolfgang Zahn, Projektleiter Landwirtschaft der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt.