Schmidt reist mit leichtem Gepäck zur Grünen Woche
Das Tierwohllabel und der Stand der Forschungen zur Geschlechtsbestimmung im Brutei waren die Topthemen von Bundesagrarminister Christian Schmidt auf einem Presserundgang am 19. Januar 2017, dem Vortag der Internationalen Grünen Woche (IGW), in Berlin. Zu konkreten Terminen zum Ausstieg aus dem Kükentöten oder zum Start für das Label äußerte sich Schmidt jedoch nicht.
- Veröffentlicht am
Das vom Bundesministerium mitfinanzierte Verfahren der Nah-Infrarot-Raman-Spektroskopie (NIR) zur Geschlechtsbestimmung im Brutei kann man sich auf der IGW in Halle 23 anschauen und erklären lassen. Bereits am Tag 3,5 könne man damit das Geschlecht im Ei bestimmen, erklärte Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns von der Universität Leipzig – hier habe der Embryo auch noch kein Schmerzempfinden. Die Eier mit männlichen Embryonen sollen danach gekühlt und sofort einer Vermarktung zugeführt werden. „Ich wünsche mir, dass das Projekt bald gut vermarktet wird“, hielt sich Schmidt bedeckt bei Fragen zur Praxisreife und zur Beendigung des Kükentötens. Wenn das Verfahren vermarktet werden könne, gäbe es keinen vernünftigen Grund mehr, die männlichen Legeküken zu töten, so der Minister.
Das Staatliche Tierwohllabel hat zumindest schon ein Siegel, mindestens zweistufig soll es sein, auf freiwilliger Basis funktionieren, in der Schweinehaltung solle begonnen werden, und die Bauern sollen mehr Geld für mehr Aufwand bekommen. Aber woher das Geld kommen soll, da blieb der Minister genauso unklar wie bei Angaben zu den Kriterien - die zumindest höher sein sollen als die gesetzlichen Vorgaben - und zur Vermarktung. Mit den Beteiligten aus den Bereichen Landwirtschaft, Tierschutz und Handel sollen bis Ostern die Eckdaten ausgearbeitet werden.
Neben Schmidt erörterten Bauernpräsident Joachim Rukwied, Thomas Schröder, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, sowie Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), ihre Vorstellungen zu einem staatlichen Tierwohllabel.
Deutsche Geflügelwirtschaft begrüßt staatliches Tierwohllabel
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG) steht der Entwicklung eines staatlichen Tierwohllabels aufgeschlossen gegenüber, fordert aber, es zwingend mit einer nationalen Herkunftskennzeichnung zu verbinden. Ein staatliches Tierwohllabel sollte zudem zeitgleich für die Sektoren Geflügel und Schwein an den Start gehen, auf eine freiwillige Teilnahme der Tierhalter setzen und verbindlich für sämtliche Vertriebswege gelten, namentlich für Lebensmitteleinzelhandel, Großverbrauchersegment und Direktvermarkter. Bestehende rechtlich zugelassene Haltungsformen dürften nicht diskriminiert werden und es sollte das seit gut zwei Jahren erfolgreiche Branchenbündnis Initiative Tierwohl in sinnvoller Weise ergänzen, auf dessen Strukturen zurückgreifen sowie die Partner des Branchenbündnisses bei der Entwicklung einbeziehen. Überdies sollten die Leistungen der Tierhalter in angemessener Weise honoriert werden. Dafür sei es erforderlich, dass sämtliche Abnehmer - Lebensmitteleinzelhandel genauso wie Großverbraucher - in einen entsprechenden Tierwohlfonds nach dem Vorbild der Initiative Tierwohl einzahlen, fordert der ZDG. Das staatliche Tierwohllabel sollte intensiv vorbereitet und nicht vorschnell eingeführt werden, sowie auf dem Konsens aller Beteiligten beruhen. Zu Fragen der Organisationsstruktur und konkreten Umsetzung sollten Experten der Geflügelwirtschaft eingebunden werden.