Erfahrungen aus Sachsen
Auf dem Sächsischen Geflügeltag stand die freiwillige Vereinbarung zum Verzicht auf das Schnabelkürzen bei Legehennen im Mittelpunkt.
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Auch die Sachsen sammeln Erfahrungen mit der Haltung schnabelunbehandelter Legehennen. Auf dem Sächsischen Geflügeltag am 20. September 2016 in Deuben stellte Brigitte Fröhlich vom dortigen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie ein Projekt mit sächsischen Legehennenbetrieben vor. Insgesamt nehmen daran 17 Herden mit 373.122 Tieren teil, davon elf Herden (130.178 Tiere) mit unbehandelten Schnäbeln und sechs Herden (243.044 Tiere), deren Schnäbel mittels Infrarottechnologie gekürzt waren. Das Projekt mit einer Laufzeit von 24 Monaten endet im Dezember 2016. Erfasste Parameter sind z.B. Daten zur Aufzucht, zur Fütterung, zur Leistung, zur Betreuung der Tierbestände, zur Befiederung sowie zum eingesetzten Beschäftigungsmaterial.
Abstimmung, Schulung, Mehr Arbeit, mehr Zeit
Die anschließende Podiumsdiskussion mit den Ansprechpartnern der teilnehmenden Betriebe leitete Tierarzt Roland Küblböck von der Sächsischen Tierseuchenkasse. Folgende Tipps konnten dabei an die Berufskollegen weitergegeben werden:
- Eine möglichst enge Zusammenarbeit mit den Aufzuchtbetrieben ist für die Legehennenhalter hilfreich, um möglichst viele Informationen über die Aufzucht der Hennen zu bekommen. Hierbei ist auch ein Austausch über die Fütterung erforderlich.
- Die Mitarbeiter müssen gut geschult werden. Bedauert wurde, dass nur noch wenig ausgebildetes Fachpersonal im Bereich der Geflügelhaltung zur Verfügung steht. Viele Mitarbeiter sind inzwischen Quereinsteiger.
- Weniger Beschäftigungsmaterial ist manchmal mehr. Es bringt nichts, den Stall mit Beschäftigungsmöglichkeiten zu überladen. Besser ist es, weniger Material häufiger auszutauschen, damit es interessant bleibt. Steht den Tieren zu viel Beschäftigungsmaterial zur Verfügung, fressen sie unter Umständen nicht mehr die erforderliche Menge Legefutter.
- Die Bereitstellung von Beschäftigungsmaterial bedeutet zusätzliche, zum Teil körperlich anstrengende Arbeit für die Tierbetreuer und einen erhöhten Zeitbedarf.
Fazit: Nicht einfach, aber machbar, wenn der Mehraufwand bezahlt wird
Am Ende waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion darüber einig, dass es kein Patentrezept gibt, und dass es mit jeder Herde anders ablaufe. Als Hennenhalter müsse man sich darüber im Klaren sein, dass man nicht mal eben an einer Schraube drehen und dann davon ausgehen könne, man habe wieder alles im Griff. „Dieses Projekt konnten wir gut dazu nutzen, Erfahrungen mit der Haltung schnabelungekürzter Hennen zu sammeln. Die Betreuung durch Herrn Küblböck war toll und im Notfall hatte er immer noch eine hilfreiche Idee“, lautete daher ein weiteres Resümee.
In seinem Schlusswort zur Veranstaltung äußerte Christian Riedel, der Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbandes Sachsen, die Hoffnung, dass niemand ein fertiges Rezept für die Haltung schnabelungekürzter Hennen erwartet habe. „Ein solches Rezept gibt es nicht, aber wir haben im Laufe der letzten Jahre so viele Klippen gemeinsam umschifft, da können wir auch diese Herausforderung zusammen meistern. Ich bin zuversichtlich.“
Riedel sprach auf der Mitgliederversammlung vor dem Sächsischen Geflügeltag auch die Kosten an: „Für die Legehennenhalter bedeutet die Haltung von Hennen mit ungekürzten Schnäbeln einen zusätzlichen Produktionsaufwand, der mit höheren Kosten verbunden ist, die über den Eierpreis gedeckt werden müssten“, brachte er es auf den Punkt und führte außerdem an, dass die Discounter im nächsten Jahr für das Schalenei 1 bis 2 Cent weniger bezahlen wollen. „Wie sollen wir da ohne Verluste wirtschaften?“, fragte der Vorsitzende.