Extensivierung trägt nicht zum Klimaschutz bei
Die Wissenschaftlichen Beiräte des BMEL für Agrarpolitik und für Waldpolitik erteilen einer flächendeckenden Verringerung der Produktionsintensität in der Landwirtschaft eine Absage.
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Die Wissenschaftlichen Beiräte des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) für Agrarpolitik und für Waldpolitik setzen in der Klimaschutzdiskussion neue Akzente. In ihrem gemeinsamen Gutachten zum Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft, das am 2. September 2016 in Berlin übergeben wurde, erteilen die zwei Beratungsgremien einer flächendeckenden Verringerung der Produktionsintensität in der Landwirtschaft ebenso eine Absage wie einer Aufgabe der forstlichen Nutzung von Wäldern.
Angesichts günstiger klimatischer Produktionsbedingungen in Deutschland und weltweit knapper werdender Flächen sollte Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft nicht die Produktionsleistung im Inland flächendeckend verringern, heißt es in dem Gutachten. Andernfalls würden sich die Produktion und damit die Treibhausgasemissionen ins Ausland verlagern.
Ausdehnung des Ökolandbaus kein eindeutiger Beitrag zum Klimaschutz
Die Beiräte messen weder einer Ausdehnung des Ökolandbaus noch einer Substitution importierter Futtermittel durch heimische Körnerleguminosen oder der Biokraftstoffproduktion einen eindeutigen Beitrag zum Klimaschutz bei. Auch beim Konsum ökologischer und regional erzeugter Produkte sehen sie keine generellen Vorteile für den Klimaschutz. Stattdessen wollen sie den Konsum tierischer Produkte reduzieren und schlagen vor, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf diese Erzeugnisse abzuschaffen. Empfohlen wird auch eine Verschärfung des Düngerechts zur Verbesserung der Stickstoffeffizienz. Sollte dies ergebnislos bleiben, plädieren die Forscher für die Einführung einer nationalen Stickstoffabgabe.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) wertete das Gutachten in seiner ersten Reaktion als einen Beitrag zur dringend notwendigen Versachlichung der Klimaschutzdiskussion. Die Wissenschaftler bestätigten die Strategie einer nachhaltigen Intensivierung in der Landwirtschaft. Nicht einverstanden ist der DBV mit der Kritik an der Bioenergie auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Die Beiräte müssten die Frage beantworten, ob diese Potenziale künftig ungenutzt bleiben sollten. Besorgt zeigte sich der Bauernverband zudem über eine vorgeschlagene „Bevormundung der Verbraucher“ beim Konsum tierischer Produkte. Steuern und Maßregelungen hätten in erster Linie fiskalische Effekte, aber keine Lenkungswirkung.
Hier geht es zum Download des Gutachtens.