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Hähnchenhalter zwischen Fleischeslust und Stallbaufrust

Zwischen diesen beiden Fronten bewegen sich die Hähnchenerzeuger, während in Ost­europa stallbaumäßig aufgerüstet wird. Das Thema wurde auf der BVH-Mitgliederversammlung in Regensburg diskutiert.

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"Der Geflügelfleischverbrauch steigt. Andererseits will die Gesellschaft zurück zu Bullerbü. Wir können alles leisten, aber es muss bezahlt werden. Geflügelfleisch essen und nicht bezahlen wollen, das beißt sich!"

Mit diesen Worten beschrieb der Vorsitzende des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH), Rainer Wendt, auf der BVH-Mitgliederversammlung am 25. Mai 2016 in Regensburg das Spannungsfeld, in dem sich die Geflügelfleisch­erzeuger bewegen. Die Hähnchenmastbetriebe müssten sich wie andere Branchen auch weiterentwickeln können, forderte Wendt.

Stallbauhürden: Der BVH bleibt dran

Die Novellierung des Baugesetzbuches (BauGB) im Jahr 2013 erschwere allerdings den Neubau und die Änderung gewerblicher Tierhaltungen durch den Wegfall der Privilegierung im Außenbereich erheblich. Das schränke die betriebliche Weiterentwicklung ein, weswegen das BauGB einer dringenden Korrektur bedürfe. Auch die anstehende Überarbeitung der Verwaltungsvorschrift „Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft“ (TA Luft) werde der BVH aufmerksam begleiten.

Wie geht es weiter auf dem Hähnchenmarkt?

Wie lange können die deutschen Halter noch von der steigenden Geflügelfleischnachfrage profitieren? In Osteuropa würden mit hoher Geschwindigkeit neue Ställe bei einer besseren Kostensituation als in Deutschland gebaut, bemerkte Leo Graf von Drechsel, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) dazu. Auch in Ländern wie Russland oder der Ukraine, die sich bei Hähnchenfleisch vom Importeur zum Exporteur entwickelt hätten, sei es das Ziel, „zu wachsen – mit Produktionskosten, die etwa halb so hoch sind wie bei uns. Diskussionen zum Antibiotikaeinsatz oder Tierwohl finden dort nicht statt“, stellte Graf Drechsel fest. „Wir müssen das bewusst ausnutzen, um uns mit unserer Produktion auf dem heimischen Markt gut aufzustellen!“

Lob vom Medienfachmann zur Geflügel-Charta

Gerald Selch, der in der Redaktionsleitung von Focus, Bild und Süddeutsche Zeitung mitgearbeitet hat, bescheinigte auf der Mitgliederversammlung der Geflügelwirtschaft ein besseres Standing bei den Journalisten als noch vor einiger Zeit, „weil Sie als Branche deutlich transparenter geworden sind!“ Lobend hob er die Geflügel-Charta hervor. Es sei wichtig, sich von „schwarzen Schafen“ zu distanzieren. Die zur Geflügel-Charta in Auftrag gegebene Studie habe gezeigt, dass Deutschland mit die höchsten Tierschutzstandards weltweit habe. „Reden Sie darüber“, forderte Selch.

Geflügelhaltung in 2030 – verschiedene Sichtweisen

„Fleischeslust und Stallbaufrust – Perspektiven der Hähnchenfleischerzeugung in Deutschland“ – das war das Motto der abschließenden Podiumsdiskussion mit Torsten Schmidt vom Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., der agrarpolitischen Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, Gisela Sengl, mit Dr. Andreas Palzer vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte, Rainer Wendt sowie Christiane von Alemann vom ZDG als Moderatorin. Am Ende einer lebhaften Diskussion auch mit den BVH-Mitgliedern im Saal fasste von Alemann zusammen: „Es gibt zum Teil sehr gegensätzliche Meinungen, aber der Dialog ist da. Darauf können wir aufbauen, denn wir brauchen ein stärkeres Miteinander für eine zukunftsfähige Hähnchenhaltung.“

Mehr dazu im DGS-Magazin 22/2016.