Schnabelkürzverzicht bei Legehennen - Spezialberatung nötig!
Der Verzicht auf nicht kurative Eingriffe bei Schweinen und Geflügel funktioniert nur, wenn bundesweit Beratungsstrukturen installiert werden. Das war das wichtigste Ergebnis der Projektteilnehmer der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz. Am 21. April 2016 gab es dazu ein Fachsymposium in Bonn.
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Die MuD Tierschutz sind Teil der Initiative „Eine Frage der Haltung – Neue Wege für mehr Tierwohl“ des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Ziel der Modell- und Demonstrationsvorhaben ist es, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse schnell in die landwirtschaftliche Praxis einzuführen, um das Tierwohl auf Betriebsebene zu verbessern. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
In einem ersten Schwerpunkt der MuD Tierschutz wurden bundesweit für unterschiedliche Tierarten acht Beratungsinitiativen initiiert, um die rund 250 beteiligten Betriebe durch kostenlose Intensivberatung bei der Durchführung tierschutzrelevanter Praxisverfahren zu unterstützen.
Zusätzlich zu den Beratungsinitiativen wurde mit der Bildung eines thematisch unterteilten Netzwerks aus 120 Demonstrationsbetrieben begonnen. Im Bereich Geflügel gibt es zwei Themennetzwerke, die ihre Arbeit bereits aufgenommen haben:
1. Netzwerk „Verbesserung tierschutzrelevanter Haltungsbedingungen in der Aufzucht unkupierter Legehennen unter Berücksichtigung des Auftretens von Federpicken und Kannibalismus“,
2. Netzwerk „Verbesserung tierschutzrelevanter Haltungsbedingungen in der Haltung unkupierter Legehennen unter Berücksichtigung des Auftretens von Federpicken und Kannibalismus“. Ein weiteres Netzwerk „Minimierung des Federpickens bei Mastputen“ wird derzeit zusammengestellt.
Politiker wollen Landwirte in der Mitte der Gesellschaft
Beim Thema Tierwohl würden die politisch Verantwortlichen von drei Prinzipien geleitet, so die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth:
- Verbesserungen im Tierschutz sollen so erreicht werden, dass die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt und der Strukturwandel in Deutschland nicht beschleunigt wird.
- Verbesserungen sollten durch Freiwilligkeit erreicht werden.
- An bestehende Initiativen soll angeknüpft werden.
Fazit: Eierpreis und Beratung sind entscheidend
Dass die Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz ein erfolgversprechender Ansatz sind, um beim Verzicht auf Schnabelkürzen und beim Verzicht auf das Schwanzkürzen voranzukommen, darüber waren sich die Tagungsteilnehmer einig. Eine wichtige Aufgabe sei es, das erarbeitete Beratungs-Know-how an alle Tierhalter weiterzugeben. Das Gelingen dieser Aufgabe hänge sehr davon ab, inwieweit Bund und Länder bereit seien, in Beratungspersonal zu investieren.
Auch in den Erfahrungsberichten wurde immer wieder deutlich, dass die vielen zusätzlichen Maßnahmen, die Federpicken oder Schwanzbeißen verhindern sollen, Geld kosten. Die Refinanzierung für diese erhöhten Aufwendungen der Tierhalter müsse daher dringend geklärt werden, um Wettbewerbsnachteile der deutschen Landwirte zu verhindern.
Mehr zum Thema lesen Sie in der Magazinausgabe 18/2016.