Tierwohl ist gut für das Marketing, aber auch teuer!
Die Landwirtschaft muss weiter ihre Produktivität steigern. Und der Handel muss die Kosten für die Forderungen bezüglich mehr Tier- und Umweltschutz an den Verbraucher weitergeben. Nur dann kann die Geflügelwirtschaft auch künftig nachhaltig produzieren. Das war ein Fazit des 7. Osnabrücker Geflügelymposiums.
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Wenn Tierwohlforderungen nicht nur als Marketingmaßnahme genutzt werden, dann kann die deutsche Geflügelwirtschaft auch wettbewerbsfähig bleiben. Das verdeutlichte Prof. Dr. Rudolf Preisinger, Fa. Lohmann Tierzucht, Cuxhaven, vor rund 350 Teilnehmern des 7. Osnabrücker Geflügelsymposiums am 10. Februar 2016 anhand der Eiererzeugung.
4 bis 8 Cent mehr je Ei
Die Geflügelhaltung nehme beim Tierwohl immer wieder eine Vorreiterrolle ein, wie bereits der Ausstieg aus der Käfighaltung gezeigt habe. Hinzu käme künftig der Verzicht auf das Schnabelkürzen sowie auf das Töten männlicher Legeküken. Um weiterhin kostendeckend Konsumeier erzeugen zu können, müssten aus der Summe dieser Maßnahmen die Erzeugererlöse in den nächsten Jahren um 4 bis 8 Cent je Ei steigen, so Preisinger.
Importzölle wichtig
Um die Wettbewerbsfähigkeit des EU-Geflügelfleischsektors zu erhalten, seien Importzölle wichtig, erklärte Peter van Horne, Universität Wageningen, Niederlande. Würden diese z. B. um 50 % gesenkt werden, könnten Länder wie die USA, Thailand, Brasilien, Argentinien und die Ukraine Hähnchenbrustfilets zu weit geringeren Preisen anbieten als die EU-Länder. Laut einer neuen Studie habe sich die Situation auf dem Geflügelfleischsektor in 2013 im Vergleich zu 2012 zum Nachteil für die EU-Länder verändert. Ursachen dafür seien höhere Futtermittelpreise in der EU, ungünstigere Wechselkurse des Euro im Vergleich zu den Währungen der Wettbewerbsländer sowie höhere Kosten aufgrund von EU-Regelungen für mehr Tier- und Umweltschutz sowie Lebensmittelsicherheit.
Der Geflügelfleischsektor stelle EU-weit 303 000 Arbeitsplätze bereit und habe eine Wertschöpfung von 32 Mrd. Euro, gab van Horne zu bedenken.
Voraussetzungen für ein Wachstum
Und laut Prof. Dr. Harald von Witzke, Humboldt-Universität zu Berlin, werde die Tierproduktion künftig dort wachsen, wo zum einen die Fütterung auch aufgrund einer hohen Produktivität des Futteranbaus günstig sei und wo zum anderen die Politik die Landwirte zur Erzeugung tierischer Erzeugnisse ermutige.
Ausführlich berichten wir über das 7. Osnabrücker Geflügelsymposium im DGS-Magazin Nr. 13/2016.