Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Fleischhygiene beginnt im Stall

Ein Entwurf der EU-Kommission zur Zulassung von Peroxyessigsäure zur Dekontamination von Geflügelschlachtkörpern und Teilstücken mit Haut sorgt für Unverständnis bei der Wirtschaft.

Veröffentlicht am
Artikel teilen:

Die EU-Kommission hat am 15. Dezember 2015 mit den Mitgliedstaaten über die Zulassung einer Methode zur Beseitigung von Sal­­monellen und anderen Krank­heitserregern bei Fleisch diskutiert, bei der Schlacht­körper bzw. Teilstücke mit Haut mit organischen Säuren wie Per­oxyessigsäure behandelt werden dürfen. Bislang ist dafür nur Trinkwasser zugelassen.

Das sagen die EU-Behörden

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hält den Einsatz solcher Säuren für unbedenklich. Die EU-Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher bewertet die Anwendung organischer Säuren als antimikrobielle Substanzen anders als den Einsatz anorganischer Chlorverbindungen. Diesen hatten die EU-Länder in 2008 für die Fleischbehandlung einstimmig abgelehnt.

In den USA ist die antimikrobielle Behandlung von Fleisch Standard; ohne die Zulassung solcher Verfahren in der EU dürften größere transatlantische Lieferungen von Fleisch in die EU nicht möglich sein. Die Öffnung des EU-Marktes für Geflügelfleisch ist aber ein zentrales Anliegen der USA bei den Verhandlungen zum Transatlantikhandelsabkommen TTIP.

Deutsche Geflügelwirtschaft gegen Behandlung von Geflügelfleisch

Die deutsche Geflügelwirtschaft lehnt die Dekontamination von Geflügelfleisch durch antimikrobiell wirkende Mittel strikt ab. Das Leitbild der europäischen Lebensmittelhygiene „Farm to Fork“ fordere auf jeder Stufe der Produktionskette hohe Hygienestandards, heißt es in einer Stellungnahme des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). Lebendes Geflügel trage laut EFSA zu 50 bis 80 % zum Auftreten von Campylobacter bei, Geflügelfleisch nur zu ca. 25 %. Der isolierte Einsatz von Peroxyessigsäure im Schlachthof verbessere die Situation also nicht wesentlich.

Die Wirksamkeit dieser Behandlung unter europäischen Bedingungen mit deutlich geringeren Belastungen als in den USA sei zudem nur unzureichend evaluiert. Die Minimierungsstrategie bei Salmonellen über die gesamte Produktionskette hinweg habe bereits sehr gute Ergebnisse gebracht, so der ZDG. An der Einführung eines Prozesshygienekriteriums für Campylobacter arbeite die EU derzeit. Abgewartet werden müsse, welches Reduktionspotential in dieser Maßnahme stecke, bevor schärfere Bestimmungen erlassen würden, fordert der ZDG.