Hessen: Beratung für Geflügelhalter wird verstärkt
Die hessische Geflügelberatung wird um 1,5 Stellen aufgestockt. Damit reagiert das Land auf den erhöhten Beratungsbedarf der Legehennenhalter, der sich infolge des regelmäßigen Verzichts auf das Schnabelkürzen ergibt.
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Das Thema des Tages war der Verzicht auf das Schnabelkürzen bei Legehennen, denn „wir müssen uns schon heute damit beschäftigen, wie wir in Zukunft damit leben können“, betonte Michael Herdt, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Hessen, anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung am 17. November 2015 in Bad Hersfeld. Als wichtigen Schritt bezeichnete Herdt deshalb das erweiterte Beratungskonzept, das in Hessen auf die Beine gestellt worden sei, um die Legehennenhalter während der Umstellungsphase, aber auch darüber hinaus unterstützen zu können.
Zurückzuführen sei dieses erweiterte Beratungsangebot in Hessen auf die Arbeit des von der schwarz-grünen Landesregierung eingerichteten runden Tisches, der sich mit aktuellen Tierschutzthemen befasse, erläuterte Dr. Anna Runzheimer vom hessischen Landwirtschaftsministerium. An diesem seien Vertreter der Behörden und Verbände, Landwirte, Wissenschaftler und Tierärzte beteiligt. Drei Arbeitsgruppen – zu den Themen Wiederkäuer, Schweine und Geflügel – würden Beschlussvorschläge für den runden Tisch erarbeiten, und die Arbeitsgruppe Geflügel werde vom hessischen GWV-Vorsitzenden Michael Herdt geleitet.
Schwerpunktthema Schnabelkürzen
Das derzeitige Schwerpunktthema in dieser Arbeitsgruppe sei natürlich die Frage, wie das Schnabelkürzen zukünftig unterbleiben könne, ohne dass es in den Legehennenherden zu Problemen mit Federpicken und Kannibalismus komme. Da alle Fachleute davon ausgehen, dass diese Mammutaufgabe nur mit guter fachliche Beratung der Tierhalter gelöst werden könne, habe der runde Tisch beschlossen, die Landesregierung um eine Verstärkung des Beratungsangebots zu bitten, das der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) im Bereich Geflügel anbiete, berichtete Runzheimer. Diesem Wunsch habe das hessische Ministerium entsprochen und der Finanzierung von 1,5 Beraterstellen im LLH – nur für den Geflügelbereich – zugestimmt. „Nutzen Sie diese Spezialberatung, die Ihnen kostenlos zur Verfügung steht!“, forderte Runzheimer die Geflügelhalter auf.
Wettbewerb um das „nicht schnabelgekürzte Ei“
Dass der Druck auf die Landwirte groß ist, bestätigte auch Dr. Thomas Janning, Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). Der Druck entstehe infolge der politischen Diskussion über das Thema Tierschutz. Darüber hinaus beschleunige der Lebensmitteleinzelhandel die Entwicklung, indem er in den Kontraktverhandlungen den Verzicht auf das Schnabelkürzen zum Gegenstand mache. Der Zentralverband habe aktiv an der „Vereinbarung zur Verbesserung des Tierwohls“ mitgearbeitet, erklärte Janning: „Wir wollten bei dieser Diskussion nicht in die Opposition gedrängt werden, sondern aktiv mitgestalten“. Wichtig sei, dass die Vereinbarung Flexibilität ermögliche, sodass die Betriebe in den Verzicht „hineinwachsen“ könnten.
Janning lobte die Beratungsinitiative des Landes Hessen und betonte: „Wir müssen es schaffen, die Informationen aus allen in den Bundesländern laufenden Projekten zu bündeln und allen verfügbar zu machen!“ Dieses Anliegen unterstützte auch ZDG-Vizepräsident Friedrich-Otto Ripke. Seiner Meinung nach könnte der Aufbau einer gemeinsamen Informationsplattform durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) erfolgen. Ripkes Appell zur Schnabel-Diskussion: „Jeder muss versuchen, so schnell wie möglich umzustellen!“ Und die „Vereinbarung zur Verbesserung des Tierwohls“ weise dazu den richtigen Weg.
Mehr zur Mitgliederversammlung des GWV Hessen lesen Sie in der DGS 48/2015.