Besser den Blick nach Brüssel richten!
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Als „unnötigen politischen Aktionismus“ kritisiert die deutsche Putenwirtschaft die am
6. November 2015 im Bundesrat gefallene Entscheidung, den Entwurf des Landes Nordrhein-Westfalen zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung der Bundesregierung zuzuleiten und damit gesetzliche Regelungen zur Putenhaltung im Sinne einer deutschen Putenhaltungsverordnung auf den Weg zu bringen.
Damit missachtet die Politik offenbar bewusst, dass es mit den „Bundeseinheitlichen Eckwerten für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“ bereits heute ein umfassendes Regelwerk mit zahlreichen tierwohlrelevanten Vorgaben gibt, das aufgrund der verpflichtenden Geltung für alle deutschen Putenhalter rechtsähnlichen Charakter hat und nachweislich zur Anhebung des Tierwohls in der Putenhaltung beigetragen hat. „Wir sind hier Vorreiter und setzen mit dem Gesundheitskontrollprogramm und seinen tierwohlbezogenen Eigenkontrollen schon das um, was gefordert wird“, betont Thomas Storck, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP).
Bundesweckwerte zur Putenhaltung wegweisend für die EU
Entsprechend seien die deutschen „Puten-Eckwerte“ ein mögliches Vorbild für die Etablierung EU-weit geltender Regelungen für die Putenhaltung, die die deutsche Putenwirtschaft fordere und unterstütze, so Storck: „Wenn der Bundesrat wirklich wie dargelegt ,mehr Tierschutz in der Geflügelhaltung‘ will, sollte er besser den Blick nach Brüssel richten.“ Eine rein nationale Regelung bringe mit einer weiteren Verschärfung der ohnehin hohen deutschen Haltungsstandards die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Putenwirtschaft in Gefahr und begünstige so eine Verlagerung der Produktion ins Ausland: „Die Entscheidung im Bundesrat schlägt den falschen Weg ein. Für eine tiergerechte Putenhaltung braucht es keine nationale Putenhaltungsverordnung. Wir wollen eine europäische Regelung.“
Die Düsseldorfer Landesregierung hält die vor zwei Jahren aktualisierten bundeseinheitlichen „Puten-Eckwerte“ für nicht ausreichend. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat aber bereits signalisiert, dass es sich die nordrhein-westfälische Initiative nicht zu eigen machen wird.