Schnabelkürzverzicht - mehr Berater müssen her!
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„Verzicht auf Schnabelkürzen – ein Blick in die Praxis“, über das Thema referierte auf der BDE-Mitgliederversammlung Dr. Birgit Spindler, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. „Das Kochrezept haben wir Wissenschaftler noch nicht gefunden“, sagte Spindler, die das niedersächsische Pilotprojekt im Jahr 2013 mit zwölf Herden mit ungekürzten Schnäbeln sowie sechs Herden mit gekürzten Schnäbeln begleitet hat. Alle Herden seien von Federpickproblemen betroffen gewesen, die Hennen in den schnabelungekürzten Herden aber viel zeitiger und heftiger. Kannibalismus sei in 75 % der Herden aufgetreten. Eine Kombination von Maßnahmen habe diese Probleme reduzieren können.
Maßnahmen bezüglich der Minimierung von Federpicken und Kannibalismus müssten grundsätzlich darauf ausgerichtet sein, Stress zu vermeiden. Wichtig sei ein Notfallplan. „Wir werden ohne Schnabelbehandlung sicher nicht ohne Probleme auskommen“, befürchtete die Tierärztin. „Entscheidend für den Ausstieg aus dem Schnabelkürzen bei Legehennen ist es, die potenziellen Faktoren, die zum Auftreten von Federpicken und Kannibalismus beitragen, so weit wie möglich auszuschließen“, zog Spindler ein Fazit. Als Schlüsselfaktoren nannte sie
- genetische Veränderungen,
- die Optimierung der Aufzucht der Legehennen,
- die angepasste Fütterung,
- Verbesserung der Haltungsumwelt und des Managements sowie die
- Verbesserung der Information und Ausbildung der Landwirte über das Tierverhalten.
„Ich glaube schon, dass das Ausstiegsdatum 2017 realistisch ist“, sagte Spindler auf eine Nachfrage in der Diskussion, „aber nur, wenn wir die Legehennenhalter damit nicht allein lassen! Es fehlt an Beratern, die das vorhandene Wissen in den Betrieben weitervermitteln“, betonte die Expertin.
Kommunikation vor Ort wichtig!
Leo Graf von Drechsel, der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), forderte die Eierproduzenten auf, vor Ort Öffentlichkeitsarbeit zu betrieben und Politiker sowie Schüler und Lehrer in die Kommunikation einzubeziehen.
Laut dem BDE-Vorsitzenden Günter Scheper sitze selbst in Europa noch jedes zweite Huhn im Käfig, und von der starken Marktnachfrage aus den USA würden vor allem Länder mit viel Käfighaltung wie Portugal und Spanien profitieren. Der Eiervermarkter konnte trotzdem melden: „Wir können 2016 mit höheren Preisen kalkulieren. Wir wissen allerdings nicht, wie lange. Halten Sie Ihr Geld zusammen.“