KAT muss sorgfältig und abwägend vorgehen
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DGS: Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für die nächsten Jahre auf die Eierproduzenten aus Sicht des KAT zukommen?
Ripke: Vor uns liegt eine Menge harter Arbeit, die über die reine Lebensmittelsicherheit weit hinausgehen wird. Ich nenne beispielhaft die ökonomische Konkurrenz durch TTIP (Transatlantisches Freihandelsabkommen), die es den Amerikanern möglich machen wird, in einer Freihandelszone von rund 800 Mio. Verbrauchern ihre kostengünstigen, zu 80 % noch aus Käfighaltung stammenden Eier und vor allem Eiprodukte bei uns anzubieten.
Ich nenne weiterhin den Verzicht auf die Schnabelbehandlung bei Legehennen, den wir in Deutschland so schnell wie praktisch möglich realisieren wollen. Die Zeitpläne von Bundesregierung, Landesregierungen und Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels sind ehrgeizig und aller Voraussicht nach kurzfristiger, als die Ergebnisse der laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen dies aktuell rechtfertigen. Fest steht: Der Ausstieg wird erhebliche Mehrkosten für die Legehennenhalter verursachen, die diese nicht allein schultern können. KAT hat hier die Chance, eine offene Diskussion in seinen Gremien zu führen. KAT wird in diesem Punkt die Interessen all seiner Mitglieder wahren, aber der Politik ihre Aufgabe und Arbeit nicht abnehmen.
Hinzu kommt bei KAT die Tatsache, dass sich andere Mitgliedsländer mehr Zeit lassen wollen. Die Niederlande haben das Zieldatum September 2018 für den Ausstieg aus dem Schnabelkürzen bei Legehennen genannt, und von den 2 200 Legebetrieben im KAT haben 750 dort ihren Sitz. KAT muss also zwingend sehr sorgfältig und abwägend vorgehen.
DGS: Welche Ziele verfolgen Sie als neuer Vorstandsvorsitzender?
Ripke: Ich möchte dabei helfen, KAT nach innen und nach außen völlig transparent zu halten und in Teilbereichen wieder transparent zu machen. Ich möchte dafür sorgen, dass wir mehr Inhalte als bisher in unseren Kompetenzkreisen basisnäher diskutieren und durch Transparenz das volle Vertrauen und die Einsicht in nötige Entwicklungen unserer gesamten Basis haben.
Ebenso liegt mir an Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit, die den Mehrwert von KAT erkennen muss, damit sie bereit ist, ihn von sich aus zu erhalten und mitzufinanzieren. Letzteres gilt wohl auch für die Politik, deren Unterstützung und Fürsorge die Eierbranche bedarf.
Als Vorstandsvorsitzender ist mir die große Verantwortung bewusst, eine für die Zukunft der Eierbranche enorm wichtige Einrichtung wie KAT sicher in die Zukunft zu führen. Das kann ich nicht allein, sondern nur gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen und dem Team in der Bonner Geschäftsstelle schaffen. Zudem gibt es zehn für KAT tätige Zertifizierungsstellen im In- und Ausland, die immer wieder konsequent auditiert und motiviert werden müssen. Bei grenzüberschreitenden Warenströmen sind sie das wichtigste Krisenvermeidungsinstrument und wir müssen uns bei steigenden Anforderungen voll auf sie verlassen können. Darauf muss und werde ich ein großes Augenmerk legen.
KAT-Qualität ist das, was bei Eiern und Eiprodukten einen Namen hat – auch bei steigenden Anforderungen und sich permanent verändernden Rahmenbedingungen muss das so bleiben.
DGS: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
Das vollständige Interview mit Friedrich-Otto Ripke finden Sie in der DGS 36/2015.