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VDP-Mitgliederversammlung: Viel Diskussionsbedarf beim Thema Schnabelkürzen

Die deutschen Putenhalter tagten und diskutierten mit Politik und Wissenschaft über Wege zu mehr Tierwohl. Das Gesundheitskontrollprogramm ist der richtige Weg dahin. Ein vorschnelles Verbot des Schnabelkürzens eher nicht.
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Der Applaus, den Peter Knitsch, Staatssekretär im Landwirtschaftsministe­rium Nordrhein-Westfalen (MKULNV NRW), auf der hervorragend besuchten Mitgliederversammlung des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP) am 9. Juni 2015 in Dötlingen (Niedersachsen) bekam, war verhalten. Die Tiere dürften nicht den Haltungssystemen, sondern die Haltungssysteme den Tieren angepasst werden, zitierte Knitsch aus dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“. Das von NRW avisierte Ziel, 2016 aus dem Schnabelkürzen auszusteigen, könne bei Legehennen wie Puten erreicht werden, indem die Haltungsbedingungen verbessert würden und der Stoffwechsel der Tiere durch strukturreichere Futtermittel stabilisiert werde.
Dass die Landwirte auch erfolgreich wirtschaften und am Mehrwert für mehr Tierwohl teilhaben müssten, das stellte Knitsch außer Frage. Man wolle nicht, dass die Tierhaltung ins Ausland abwandere. Ein erheblicher Teil der Verbraucher sei aber bereit, für mehr Tierwohl mehr zu zahlen.


Der VDP setzt auf Dialog­bereitschaft der Politik


Der VDP-Vorsitzende Thomas Storck betonte, dass er das Wort „ergebnisoffen“ begrüße, dass die Diskussionen zum Zeitpunkt des Ausstieges aus der Schnabelbehandlung begleite. Ebenso setze er auf die Dialogbereitschaft der Politik bezüglich der Erarbeitung von Regelungen für die Putenhaltung.


Der Vorsitzende des NGW Niedersächsische Geflügelwirtschaft – Landesverband, Friedrich-Otto Ripke, wies darauf hin, dass das von Knitsch angesprochene Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats über einen Zeitraum von 20 Jahren angelegt sei, während NRW kurative Eingriffe bei den Tieren „quasi morgen“ verbieten wolle. Niedersächsische Studien mit schnabel­ungekürzten Puten hätten bewiesen, dass Kannibalismus dann zunehme, sagte der Vizepräsident des Zentral­verbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG): „Vorschnelle Verordnungen führen dazu, dass das Tierleid eher zunimmt. Ich bin gegen jedes Datum eines Ausstiegs.“
Amputationen im großen Maße seien illegal, betonte Knitsch. Das Datum sei verhandelbar, gab er allerdings zu verstehen.


„Von rund 95 % der Deutschen, die Fleisch kaufen, kaufen 98 % nach Preis“, stellte Paul-Heinz Wesjohann, Fa. Wiesenhof, klar. Der gesellschaftliche Konsens sei anders, als er in der Öffentlichkeit dargestellt werde. „Die Masse der Menschen lebt sehr gut mit unseren hochwertigen Produkten“, sagte ZDG-Präsident Leo Graf von Drechsel. Mehr Geld für Lebensmittel zu fordern, darin liege auch eine gewisse Arroganz.

 

Stalleinbrüche sind inakzeptabel

 

In seinem Geschäftsbericht dankte Thomas Storck den Brütereien und Vermarktern für die gute Zusammenarbeit mit dem VDP. Zu schaffen mache dem Verband die negative Medienberichterstattung. Storck verurteilte Stalleinbrüche vermeintlicher Tierschützer, wie sie kürzlich in Baden-Württemberg zwei Putenbetriebe mit dem Resultat eines verletzten Landwirtes und 250 toter Puten zu beklagen hatten.

 

Stallbesucher positiv beeindruckt


Die Mehrheit der Bürger scheint mit der Realität in deutschen Geflügelställen ganz zufrieden zu sein. Über 80 % der 7 000 befragten Besucher, die die Transparenzoffensive Niedersachsen genutzt hätten, um sich Ställe anzuschauen, seien positiv beeindruckt gewesen von den Haltungsformen, berichtete Ripke. „Besonders gut schnitten die Putenhalter ab.“