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HIT-Antibiotikadatenbank: NGW kritisiert Minister Meyer

Die ersten Daten des Anti­biotikamonitorings der staatlichen HIT-Datenbank eignen sich nicht für Interpretationen. Niedersachsens Agrarminister Meyer hat die Ergebnisse trotzdem verwendet und die niedersächsischen Mäster in Misskredit gebracht.
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Der Vorsitzende des Landesverbandes Niedersächsische Geflügelwirtschaft (NGW), Friedrich-Otto Ripke, begrüßt in seiner Stellungnahme die Novelle des Arzneimittelgesetzes sehr. Das Monitoring trage entscheidend zur nötigen Versachlichung der Diskussion über den Antibiotikaeinsatz bei. Auch Landes­agrar­minister Christian Meyer sollte die Tierhalter im Land mit Sachlichkeit bei der weiteren Reduzierung des Arzneimitteleinsatzes unterstützen, anstatt sie an den Pranger zu stellen, fordert Ripke. Zunächst müsse es darum gehen, der Bevölkerung die Methodik hinter der Datenerfassung plausibel zu erklären, um anschließend die Zahlen interpretieren zu können.

Anlass zu dieser Kritik ist ein Interview mit der Nordwest-Zeitung, in dem Meyer darlegt, dass 6 000 von 21000 Mastbetrieben in Niedersachsen bis Ende Juli einen detaillierten Maßnahmenplan vorlegen müssten, wie sie vom „hohen Antibiotikaeinsatz herunterkommen wollen“. Das seien 28 % aller Mastbetriebe. Der Minister habe der Tageszeitung weiter gesagt: „Jeden dritten Tag bekommt eine Mastpute Antibiotika, bei den Hühnern ist es jeder sechste Tag, ähnlich bei den Ferkeln. Das ist enorm viel und kann so nicht bleiben!“

Allen Beteiligten sei jedoch bewusst, so Ripke, dass diese erste Auswertung als Testlauf verstanden werden müsse, da früh erkennbar gewesen sei, dass die Datensammlung der Betriebe mit vielen Anlaufproblemen verbunden gewesen sei.

Erste Dateneingaben mit Fehlern behaftet

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) habe bereits darauf hingewiesen, dass Doppel- und Dreifachmeldungen durch Tierhalter und Bündler vorliegen würden, Tierbestände nicht vollständig gemeldet worden seien oder in Einzelfällen gar keine Meldungen erfolgt seien. „Wir fangen gerade damit an, den Verbrauch in den Betrieben konkret zu erfassen und haben es hier noch mit erheblichen Anlaufschwierigkeiten bei der Dateneingabe zu tun“, stellte der NGW-Vorsitzende fest und ist dabei sicher: „Erst die nächste Auswertung kann für fundierte Aussagen herangezogen werden.“
Ebenfalls unerwähnt lasse Minister Meyer bei seiner Interpretation der Ergebnisse, dass nach dem Arzneimittelgesetz neben dem Median das 75 %-Quartil ermittelt werde. Es würden somit immer 25 % der Betriebe mehr Antibiotika einsetzen als der Bundesdurchschnitt alle übrigen Betriebe. Auch in jedem künftigen Auswertungshalbjahr würden demnach 25 % der Betriebe einen Maßnahmenplan vorlegen müssen. Die Aussage Meyers, dass 25 % aller Mastbetriebe zu viel Antibiotika einsetzen würden, sei in diesem System eine statistische Selbstverständlichkeit und eigne sich deshalb nicht für eine negative Bewertung.

Niedersachsen: Plausible Gründe für hohe Mengen

Außerdem sei die Aussage von Minister Meyer, dass über 50 % der gehandelten Antibiotikamengen nach Niedersachsen gingen, nicht darauf zurückzuführen, dass die Tierhalter Niedersachsens ihren Tieren mehr Arzneimittel verabreichen als andere, stellt der NGW klar. Die Zahlen spiegelten nur wieder, dass in Niedersachsen die meisten Nutztiere gehalten würden und die Menge eingesetzter Medikamente hier entsprechend höher sei als in tierärmeren Regionen. Hinzu komme, dass im explizit erwähnten Postleitzahlenbereich die großen Geflügel-Tierarztpraxen ansässig seien, die jedoch in ganz Deutschland praktizieren und die bezogenen Antibiotika somit auch in ganz Deutschland verschreiben würden.

Minister Meyer hatte im NWZ-Interview angegeben, dass „die größte Problemregion“ beim Antibiotikaeinsatz das Oldenburger Land bleibe.

Meldesystem auch im Humanbereich etablieren

„Jetzt ist nicht die Zeit und nicht der Anlass, niedersächsische Veredlungsbetriebe vorzeitig in Misskredit zu bringen oder zu verurteilen“, mahnt Ripke abschließend. „Jetzt ist die Zeit, den Tierhaltern und ihren Tierärzten die Chance zu geben, Minimierungspläne aufzustellen und umzusetzen. Erfolge sind bereits sichtbar!“ Sinnvoll und konsequent wäre es im Interesse der sehr ernsten Antibiotika-Resistenzproblematik, ein ähnliches Meldesystem wie im Veterinärbereich unverzüglich auch im Humanbereich rechtlich zu etablieren.