Puten: Bundeseckwerte EU-einheitlich umsetzen
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Mit den verbindlichen „Bundeseinheitlichen Eckwerten für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“ hat sich die deutsche Putenwirtschaft im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen deutlich höhere Tierwohlstandards auferlegt. „Wir erwarten von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, dass er alle Anstrengungen unternimmt, um die von den deutschen Putenhaltern in Eigeninitiative erarbeiteten richtungsweisenden Puten-Eckwerte auch auf europäischer Ebene in EU-weit verbindliche Haltungsstandards einmünden zu lassen“, formulierte ZDG-Präsident Leo Graf von Drechsel nach der jüngsten Präsidiumssitzung des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) die Erwartungen der Branche. Deutsche Politiker müssten dafür einstehen, dass aus der Vorreiterrolle beim Tierschutz kein Wettbewerbsnachteil entstehe.
Deutsche Putenhalter gehen europaweit beispielhaft voran
Seit gut einem Jahr ist das von der Branche gemeinsam mit Wissenschaft, Politik und Tierschutz überarbeitete Regelwerk in Kraft, das durch ein Gesundheitskontrollprogramm anhand tierbasierter Indikatoren vergleichende Rückschlüsse auf Gesundheitsstatus und Wohlbefinden der Puten ermöglicht. „Mit den Eckwerten gehen die deutschen Putenhalter europaweit beispielhaft voran“, betonte Graf Drechsel. Umso mehr bedürfe es EU-weit einheitlicher Standards. Graf Drechsel erinnerte daran, dass auch die EU-weit geltenden Regelungen zur Haltung von Legehennen und Hähnchen nach deutschem Vorbild entstanden seien. „Bundesminister Schmidt sollte die Chance nutzen, mit dem Vorbild der Puten-Eckwerte eine Vorreiterrolle beim Tierschutz auf europäischer Ebene zu übernehmen.“
Bundesratsinitiative von Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen (NRW) will nach Aussagen seines Agrarministers Johannes Remmel verbesserte Haltungsbedingungen für Puten erreichen. Durch die Bundesratsinitiative solle eine Ergänzung der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung erfolgen, die rechtsverbindliche Regelungen zur Putenhaltung enthalte, wie sie für Hühner und Schweine existierten. Remmel setzt hier u. a. auf die Zusammenarbeit mit den Landwirtschafts- und Tierschutzverbänden in NRW. „Wir benötigen die Expertise auch aus der Praxis und werden Ende Januar ein Dialogverfahren zu unserer Bundesratsinitiative starten“, kündigte der Ressortchef an. Gleichzeitig stellte er einen Forderungskatalog vor. Demnach sollten u. a. die Besatzdichte in der Putenhaltung verringert und eine ausreichende Strukturierung des Stalls vorgeschrieben werden, ferner das Anbringen von Sitzstangen und anderen erhöhten Sitzmöglichkeiten für die Tiere. Zudem sollen eine stets trockene Einstreu gewährleistet, die Anforderungen an die Fütterungs- und Tränketechnik optimiert sowie eine regelmäßige Reinigung der Tränkanlagen vorgeschrieben werden.